Pfingsten ist das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes und Gründung der christlichen Kirche.
Pfingstfest
Pfingsten vom griechischen pentekosté, bedeutet „der fünfzigste“, in der christlichen Kirche das am 50. Tag nach Ostern gefeierte Fest zum Andenken an die Ausgießung des Heiligen Geistes (Apostelgeschichte 2, 1) und die herkömmlich von diesem Tag datierte Gründung der christlichen Kirche (der Geburtstag der Kirche).
Das Pfingstwunder aus der Lutherbibel:
1 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort.
2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.
3 Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen,
4 und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.
Ursprünglich hieß die ganze 50 Tage umfassende Zeit nach Ostern (Quinquagesimalzeit) Pentekoste; seit Anfang des 3. Jahrhunderts das sie abschließende Fest. Es entspricht dem jüdischen Wochenfest (Ernte und Wallfahrtsfest), das aber später mehr zur Erinnerungsfeier der Gesetzgebung am Sinai wurde.
Pfingsten ist das 3. hohe Fest im christlichen Kirchenjahr und stammt im Gegensatz zum Weihnachts– und Osterfest nicht aus alten Rieten. Pfingsten ist das Fest zum Andenken an das „Pfingstwunder“, d.h. an die Ausgießung des Heiligen Geistes und des damit verbundenen „Zungenredens“, eines unter Verzückung geoffenbarten Redens und Verstehens in den einzelnen bis dahin fremden Sprachen, sowie der seitdem in sichtbarer Erscheinung tretenden christlichen Gemeinde. Gefeiert wird in der christlichen Kirche zum Andenken an die damit verbundene Botschaft vom Welterlöser bzw. Welterlösungsgeist an alle Völker.
Pfingstbräuche
In der alten Kirche erinnerten Bräuche, z.B. das Herblassen einer hölzernen Taube in der Kirche, an den Sinn des Festes. Weit verbreitet ist die Sitte der Ausschmückung des Gotteshauses mit Birken (Maien), da die ersten Christen die Gräber der Martyrer mit frischem Grün schmückten. Im Volksbrauchtum hat der kirchliche Anlass dieses Festes jedoch kaum Widerhall gefunden. Alle sogenannten Pfingstbräuche sind nichts anderes als Mai-Brauchtum, das auf das kirchliche Fest abwanderte und ihm erst die Verankerung im Volksbrauchtum ermöglicht hat.
Im Mittelalter hielten in den Städten die wehrbare Mannschaft ihre Waffen- und Schießübungen (Pfingstschießen) ab, woraus die jetzigen Vogel- und Scheibenschießen hervorgegangen sind. Auch die Zünfte feierten um diese Zeit ihre Feste und die Fleischer führten dabei einen mit Blumen und Bändern behängten Ochsen (Pfingstochse) in einer Prozession unter Musikbegleitung in der Stadt umher; nach seiner Schlachtung erfolgte dann ein Festschmaus. Auch kommt noch bei Landgemeinden und bei Zünften der Brauch des Pfingstbieres vor, welches bei deren Versammlungen in der Pfingstwoche auf Gemeindekosten getrunken wird. Pfingsthühner, Pfingstkäse, Pfingstkorn, Pfingstlamm, Naturalzins mussten zu Pfingsten an den Grundherrn abgegeben werden.
Wie bei den Maifesten wurden Stadt und Land mit Maibuschen und Birken geschmückt, in Thüringen und Oberschlesien errichtete man an Pfingsten die „Pfingststange“ bzw. den Pfingstbaum (seit Einführung des Maifeiertages wurde er zum Maibaum). Das übliche Maifeuer wurde in Niederösterreich und in der Pfalz erst an Pfingsten abgebrannt. Das Laubmännchen (Pfingstquack, -bötel, -ochse), die Verkörperung des neuen Frühlings wird vielfach erst zu Pfingsten eingeholt, so z.B. in er Schwalm als „Pfingtl“ oder „Wasservogel“. In den Mittelgebirgen und im Alpenvorland gilt Pfingsten als Zeitpunkt für den ersten Austrieb des Viehes auf die Weide. Das besonders geschmückte Leittier heißt der „Pfingstochse“ (daher die Redensart). Überaus zahlreich sind die zu den bäuerlichen Reiterspielen zählenden Pfingstritte, die in alten Flurumgängen ihre Vorläufer haben.
Die gleiche fruchtbare Wirkung wie Maiwasser und -regen wird Pfingstwasser und -regen zugeschrieben. Wo der Brauch der Wahl des Maipaares erst auf Pfingsten verlegt ist, nennt man es Pfingstbraut und -bräutigam. Die in Questenberg (Südharz) zu Pfingsten errichtete Queste (Lebensbaum mit Laubkranz und seitlich herabhängenden Laub-„Quasten“), ein altes Sonnensymbol, gehörte wohl ursprünglich zu einem germanischen Mitsommerfest.
Die evangelischen Kirchen gaben dem Pfingstfest meist zwei Feiertage, die katholische dagegen einen.
Dieser Beitrag könnte sie auch interessieren
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Meyers Konversations-Lexikon“ in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
- „Meyers kleines Konversations-Lexikon“ in 6 Bänden 1908
- „Meyers Lexikon“ in 12 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig 1924
Ähnliche Beiträge
Vielen Dank für die Wissensauffrischung zum Ursprung des Pfingstfestes. Wie immer, haben Sie Ihren Artikel sehr schön bebildert. Danke auch dafür. Ich wünsche Ihnen sonnige und entspannte Pfingsten!
Waren das nicht schöne Bilder um die Jahrhundertwende, lieblich und anrührend. Was ist davon geblieben? In unserer Gesellschaft kaum noch etwas.
Was für schöne Farbaufnahmen! Man sieht den Menschen die Lebensfreude förmlich an. Das war vor über 100 Jahren…