Rovereto in Tirol im Kaisertum Österreich, Stadtgeschichte im alten Ansichtskarten und in den Texten.
Rovereto 10.180 Einwohner (1900), Städte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
Rovereto in Tirol im Kaisertum Österreich
Rovereto ist eine Stadt mit eignem Statut im Kaisertum Österreich, Gefürstete Grafschaft Tirol (Südtirol).
Rovereto liegt im fruchtbaren Val Lagarina (Lägertal), am Leno, unweit von dessen Mündung in die Etsch, an der Linie Kufstein-Ala der Südbahn und 214 m ü. M.
Rovereto ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts, eines Hauptzollamtes, einer Handels- und Gewerbekammer. Die Stadt hat 7 Kirchen (darunter San Marco aus dem 15. Jahrhundert und Santa Maria del Carmine, von 1678), ein altes Kastell (jetzt Kaserne), ein Franziskaner- und Kapuzinerkloster, ein Rathaus mit schönem Sitzungssaal, ein italienisches Staatsobergymnasium, eine italienische Staatsoberrealschule, eine italienische Lehrerbildungsanstalt, ein Erziehungsinstitut der Englischen Fräulein, eine 1753 gestiftete Akademie (Accademia degli Agiati), ein Museum, eine städtische Bibliothek, ein Theater, ein städtisches Spital, eine Ackerbaugesellschaft, eine Sparkasse (im restaurierten Palast der Grafen von Arco), Volksbank, ein Denkmal des hier geborenen Philosophen Rosmini und verfügt über elektrische Beleuchtung.
Im Jahr 1900 leben hier 10.180 meist italienische Einwohner (448 deutsche). Die Stadt hat Seidenspinnerei und Weberei, Leder-, Papier-, Eisenwaren-, Kunstdünger- und Teigwarenfabriken, Bierbrauerei, Buchdruckerei und Handel mit Seide, Wein, Südfrüchten, Fleisch- und Wurstwaren etc. Südlich von Rovereto liegen die Wallfahrtskirche Madonna del Monte mit schönem Rundblick, dann die Dörfer Sacco mit großer Tabakfabrik (1700 Arbeiter) und 1994 Einwohner, Lizzana mit Resten eines Schlosses (um 1309 Aufenthalt Dantes) und 1903 Einwohner und Marco mit Resten eines Bergsturzes von 883 (Slavini di Marco), den Dante erwähnt („Inferno“, XII, 4–9), und 891 Einwohner.
Westlich, jenseits der Etsch, liegt Isēra mit ausgezeichnetem Weinbau (dunkelroter süßer Iserawein) und 687 Einwohner und der aussichtsreiche Monte Stivo (2058 m).
Südöstlich liegt das vom Leno durchströmte Vallarsa mit Fahrstraße über den Paß Piano della Fugazze (1165 m, mit Alpenhotel, Ausgangspunkt der Besteigung des Monte Pasubio, 2236 m) und über die italienische Grenze nach Schio.
Rovereto entstand unter Wilhelm von Castelbarco-Lizzana zu Ende des 13. Jahrhunderts; Aldrighetto von Castelbarco veräußerte es an Friedrich mit der leeren Tasche, der es 1417 an Venedig verkaufte. 1509 kam es infolge der Liga von Cambrai an Österreich und Tirol. Die Seidenindustrie blüht hier seit dem 15. Jahrhundert. Hier fand am 3. und 4. Sept. 1796 das Gefecht zwischen den Franzosen unter Masséna und einem Teil des Wurmserschen Korps statt. Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) kam Südtirol und damit auch Rovereto unter italienische Herrschaft.
Rovereto ist heute eine Stadt in Italien, Provinz Trient, mit rund 40.000 Einwohnern (2019).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der Reichsrate regierten Königreichen und Länder“, Wien 1902
- „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
- „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats- und Rechtskunde“ um 1910
- „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
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