Kreuznach (seit 1924 Bad Kreuznach) im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Kreuznach 22.862 Einwohner – 1905 = 196. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.
Kreuznach (Bad Kreuznach) in der Provinz Rheinland im Königreich Preußen
Kreuznach (seit 1924 Bad Kreuznach) ist Kreisstadt und besuchter Badeort im Königreich Preußen, Provinz Rheinland, Regierungsbezirk Koblenz, liegt am Fluss Nahe und 89 Meter über dem Meer.
Die Stadt Kreuznach ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Bingerbrück-Münster a. St. und der Kleinbahnlinien Kreuznach-Winterburg und Kreuznach-Wallhausen.
Kreuznach war Hauptstadt der Grafschaft Sponheim, besteht aus der durch die Nahe getrennten Alt- und Neustadt, hat 2 evangelische und 3 katholische Kirchen, Synagoge, eine Marmorstatue des Sanitätsrats Prieger, der als Gründer des Bades gilt, ein schönes Kriegerdenkmal, einen Bismarckbrunnen, ein Michel-Mortdenkmal (sämtlich von Cauer) und schöne Anlagen. Im Jahr 1900 leben in Kreuznach 21.321 Einwohner. Die überwiegende Mehrheit in Kreuznach sind Evangelische, 8256 sind Katholiken und 657 Juden.
Kreuznach hat bedeutende Tabakfabriken, Gerberei und Feinlederfabrikation, Kamm- und Schaumweinfabriken, eine Glasfabrik, Marmorschleiferei und Weinbau. Der Handel, unterstützt durch eine Nebenstelle der Reichsbank (Umsatz 1904: 245,4 Millionen Mark), ist vorwiegend Wein- und Getreidehandel. Kreuznach hat ein Gymnasium, eine Realschule, eine Provinzialwein- und Obstbauschule,
eine Sammlung von Altertümern (mit einem ca. 60 m² großen römischen Mosaikfußboden), ein Diakonissenmutterhaus, ein katholisches Schwesternhaus, ein katholisches Brüderhaus, ein evangelisches und ein katholisches Waisenhaus und eine Heilanstalt für kranke Kinder (Viktoriastift). Die Stadt Kreuznach ist Sitz eines Amtsgerichts und eines Hauptsteueramts.
Die Solquellen von Kreuznach wurden wahrscheinlich schon im 15. Jahrhundert (1478) entdeckt und genutzt; das Bad mit der Eisenquelle, dem Kurhaus, den Logier- und Badehäusern befindet sich auf der von beiden Flussarmen gebildeten Insel. Der Eisenbrunnen wird ausschließlich zu Trinkkuren benutzt; die hauptsächlich zum Baden benutzte Oranienquelle und der Hauptbrunnen der Theodorshalle sind schwache Solquellen, werden aber nach Bedarf mit Kreuznacher Mutterlauge versetzt. Die Bäder werden mit einer Temperatur von 31–32° genommen.
Auch Soldunstbäder und Inhalationen, Dampf- und elektrische Bäder, Behandlung mit Mutterlauge, Molken etc. werden angewendet. Als besonders wirksam erweisen sich die Quellen von Kreuznach bei allen Formen der Skrofulose (chronische lokale Tuberkulose der Lymphdrüsen), bei lokaler Tuberkulose, chronischem Kehlkopf- und Bronchialkatarrh, Herzkrankheiten, Gicht, chronischen Gebärmutterleiden, bei Hautkrankheiten etc.
Das Klima gehört zu den wärmsten Deutschlands, ist mild, mäßig feucht und ziemlich gleichmäßig, die mittlere Temperatur des Sommers 18°. Die Zahl der Kurgäste beläuft sich jährlich auf 6000 – 7000. 1 km südlich die städtischen Salinen Karlshalle und Theodorshalle; 8 km weiter aufwärts Münster am Stein und die Ruine Ebernburg.
Kreuznach, in dessen unmittelbarer Nähe man die Fundamente eines römischen Kastells, die sogenannte Heidenmauer, entdeckt hat und Grabstätten, Urnen und Münzen findet, kommt 819 als karolingische Pfalz Cruciniacum vor, und die um sie entstandene Gemeinde ist 881 und 974 als Villa Crucenacha bezeugt. Heinrich IV. schenkte diese Domäne 1065 an das Bistum Speyer, das den im Anfang des 13. Jahrhunderts als Stadt genannten Ort 1241 an den Grafen Heinrich II. von Sayn verkaufte. Durch dessen Schwester kam Kreuznach an die Grafen von Sponheim, von denen es 1416 an Kurpfalz fiel.
1689 wurde das Schloss Kauzenberg, das sich bei der Neustadt auf dem Kauzenberg erhob, von den Franzosen geschleift. Die amtliche Bezeichnung „Bad“ darf Kreuznach seit 1924 führen.
Bad Kreuznach ist heute eine Stadt in Rheinland-Pfalz, Sitz des Landkreises Bad Kreuznach, mit rund 51.000 Einwohnern (2020).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
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