Landshut im Königreich Bayern, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Landshut 24.137 Einwohner – 1905 = 174. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.
Landshut im Königreich Bayern
Landshut ist eine unmittelbare Stadt im Königreich Bayern, Regierungsbezirk Niederbayern, liegt an der Isar und 392 Meter über dem Meer.
Landshut ist von malerisch-altertümlichem Aussehen und besteht aus der Neustadt, der Altstadt und vier Vorstädten. Unter den 11 Kirchen (10 katholische und 1 evangelische) und sonstigen Gebäuden der Stadt zeichnen sich aus: die St. Jodokuskirche (von 1338), die Heiligegeist- oder Spitalkirche (ein schöner, restaurierter Hallenbau von 1407–61) und die herrliche Martinskirche (1407–77), deren Pfeiler von nur 87 cm Durchmesser in kühner Schlankheit ohnegleichen emporsteigen, mit einem 133 Meter hohen Turm;
sowie das die Stadt überragende Schloss Trausnitz, das königliche Residenzschloss Neubau, das vormalige Dominikanerkloster (1271 gegründet, 1800 zur Universität, jetzt als Regierungsgebäude verwendet), das Landschaftshaus, die Getreideschranne, das Postamt mit alten Fresken, das Denkmal des Königs Max II., das Denkmal Ludwigs des Reichen, des Stifters der Universität, und als Park der städtische Hofgarten mit hübschen Fernsichten.
Im Jahr 1900 leben in Landshut mit der Garnison (ein Bataillon Infanterie Nr. 16 und ein Regiment schwere Reiter Nr. 2) 21.737 Einwohner, der Großteil sind Katholiken, 1251 sind Evangelische und 46 Juden. Die Industrie erstreckt sich auf Tabak-, Strohhut-, Maschinen-, Kunstmehl-, Kunstdünger-, Leim- und Pappdeckelfabrikation, Wagen- und Orgelbau, Wollspinnerei, Gerberei, Bierbrauerei etc.
Der Handel in Landshut, unterstützt durch ein Handelsgremium, eine Nebenstelle der Reichsbank und eine Filiale der Königlich bayrischen Bank, ist bedeutend in Getreide, auch werden in der Stadt lebhaft besuchte Messen abgehalten. Für den Eisenbahnverkehr ist die Stadt Knotenpunkt der Staatsbahnlinien München–Regensburg-Oberkotzau, Landshut-Neumarkt a. R. u.a.
An Bildungsanstalten und anderen öffentlichen Instituten hat Landshut ein Gymnasium, eine Realschule (mit Handelsschule), eine Präparanden-, eine Kreisackerbau- und eine landwirtschaftliche Winterschule, eine Fachschule für Maschinenbau und Elektrotechnik und eine Töpferschule, eine Erziehungsanstalt für Real- und Handelsschüler, ein Mönchs- und 2 Nonnenklöster, Waisenhaus, Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder, einen botanischen Garten, ein Landgestüt etc.
Die Stadt Landshut ist Sitz der Regierung für Niederbayern, eines Bezirksamts, eines Landgerichts und eines Forstamts. 1800 wurde die Universität von Ingolstadt hierher und 1826 von Landshut nach München verlegt. Jenseits der Isar liegt das Nonnenkloster Seligenthal mit Erziehungsanstalt und den Gräbern der Herzöge von Niederbayern.
Zum Landgerichtsbezirk Landshut gehören die acht Amtsgerichte zu Dingolfing, Eggenfelden, Landshut, Mainburg, Moosburg, Neumarkt a. R., Rottenburg und Vilsbiburg.
Landshut Geschichte
Landshut wurde 1204 von Herzog Ludwig I. gegründet und um 1230 auf der nahen Höhe das Schloss Trausnitz erbaut. 1255–1503 war die Stadt die Residenz der Linie Bayern-Landshut und wurde im Dreißigjährigen Krieg mehrmals von den Schweden, im Österreichischen Erbfolgekrieg zweimal von den Österreichern erobert. Hier warfen die Österreicher unter Erzherzog Karl am 16. April 1809 die Bayern unter Deroy zurück, wurden aber am 21. April von Napoleon geschlagen, wobei die Stadt von den Franzosen erstürmt wurde.
Landshut ist heute eine kreisfreie Stadt im Freistaat Bayern, Sitz der Regierung von Niederbayern und des gleichnamigen Bezirks Niederbayern sowie Verwaltungssitz des Landkreises Landshut mit rund 73.000 Einwohnern (2020).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
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