Wolfenbüttel im Herzogtum Braunschweig, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Wolfenbüttel 19.083 Einwohner – 1905 (Städte im Kaiserreich)
Wolfenbüttel im Herzogtum Braunschweig
Wolfenbüttel ist eine im Herzogtum Braunschweig.
Wolfenbüttel liegt an der Oker und 75 Meter über dem Meer, mit zwei Bahnhöfen ist sie Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Jerxheim-Braunschweig und Wolfenbüttel-Harzburg sowie der Eisenbahn Wolfenbüttel-Hohenweg und einer elektrischen Straßenbahn nach Braunschweig.
Die Stadt Wolfenbüttel hat 3 evangelische Kirchen, darunter die Hauptkirche (Beatae Mariae Virginis) mit großer Orgel und den fürstlichen und herzoglichen Erbbegräbnissen, eine katholische Kirche, Synagoge und ein altes fürstliches Residenzschloss, jetzt Lehrerinnenseminar mit höherer Töchterschule.
Dem Schloss gegenüber liegt das Gebäude der berühmten Bibliothek, deren Bibliothekar Lessing einst war, 1887 neu errichtet, mit zwei mächtigen ehernen Löwen vor dem Eingang und einem Denkmal Lessings in der Vorhalle.
Die Bibliothek enthält 300.000 Bände, darunter 800 Bibeln, eine große Anzahl Inkunabeln und 10.000 Handschriften, dabei Bruchstücke aus Ulfilas’gotischer Bibelübersetzung. Vor dem Rathaus steht ein Brunnen mit dem Standbild des Herzogs August, Gründers der Bibliothek Wolfenbüttel. Im Jahr 1905 leben in Wolfenbüttel mit der Garnison (eine Abteilung Feldartillerie Nr. 46) 19.083 Einwohner, der Großteil sind Evangelische, 1520 Katholiken und 280 Juden.
Die Industrie in Wolfenbüttel besteht in Flachs- und Jutespinnerei, Fabrikation von Maschinen, Armaturen, Kupferwaren, Korken, Seife, Leder, Tabak etc., Bereitung von Konserven, Zucker- und Wurstwaren, hat Kunsttischlerei, ein Elektrizitätswerk, Ziegel- und Kalkbrennerei sowie Müllerei. Bedeutend ist der Gartenbau. Wolfenbüttel hat ein Gymnasium, eine Realschule, eine jüdische höhere Lehranstalt (Samsonschule), ein Prediger-, ein Lehrer- und ein Lehrerinnenseminar, eine Erziehungsanstalt für Mädchen, ein Waisenhaus,
eine Diakonissenanstalt, ein Feierabendhaus für Lehrerinnen, eine Strafanstalt, ein Theater, ein Gewerbe- und ein Altertumsmuseum und ist Sitz des herzoglichen Konsistoriums, eines Amtsgerichts, eines Forst- und eines Hauptsteueramts und des Landeshauptarchivs. Die ehemaligen Festungswerke sind in Promenaden verwandelt.
Unweit Wolfenbüttel liegt das im Jahr 1000 gestiftete Frauenstift Steterburg. Neben der Burg Wolfenbüttel, die, 1118 zuerst erwähnt, 1283 zum Schutz der nunmehr über Wolfenbüttel geführten westöstlichen Straße von Herzog Heinrich neu aufgebaut wurde, entstand seit 1300 die Stadt, deren Teile (Heinrichsstadt, Juliusstadt, Gotteslager, Auguststadt) erst 1747 zu einer Gemeinde vereinigt wurden.
Seit 1267 nannte sich eine Linie des Hauses Braunschweig nach Wolfenbüttel, und die Herzöge residierten bis 1754 meist hier. 1542–47 war Wolfenbüttel im Besitz der Schmalkaldischen. Bei Wolfenbüttel siegten am 29. Juni 1641 die Schweden über die Kaiserlichen; zum Andenken daran prägte man die sogenannten Glockentaler. Gotthold Ephraim Lessing war in Wolfenbüttel Bibliothekar tätig, bis zu seinem Tode im Jahre 1781 wohnte und arbeitete Lessing hier.
Wolfenbüttel ist heute eine Stadt in Niedersachsen, Landkreis Wolfenbüttel, mit rund 52.000 Einwohnern.
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Quellenhinweise:
- Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
- „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
- „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
- „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
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