Arolsen, Fürstliches Residenzschloss, Parkseite

Fürstentum Waldeck und Pyrmont

Das Fürstentum Waldeck und Pyrmont (1812-1918) in detaillierter Übersicht, Geschichte in alten Ansichtskarten.

Arolsen ist die Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums Waldeck und Pyrmont.

Arolsen, Fürstliches Residenzschloss
Arolsen, Fürstliches Residenzschloss

Fürstentum Waldeck und Pyrmont (1812 – 1918)

Das Fürstentum Waldeck-Pyrmont ist ein zum Deutschen Reich gehöriger Bundesstaat und liegt im nordwestlichen Deutschland. Es besteht aus dem eigentlichen Fürstentum Waldeck und dem Fürstentum Pyrmont, welche Teile durch fremdherrliches Gebiet getrennt sind.

Fürstentum Waldeck, Landkarte
Fürstentum Waldeck, Landkarte

Das Fürstentum Waldeck liegt zwischen den preußischen Provinzen Westfalen und Hessen-Nassau, das Fürstentum Pyrmont zwischen dem Fürstentum Lippe, der Provinz Hannover, dem Herzogtum Braunschweig und Westfalen. Das Fürstentum Waldeck wird von Teilen des rheinisch-westfälischen Schiefergebirges durchzogen und gehört zu den am höchsten gelegenen Landstrichen zwischen Rhein und Weser.

Fürstentum Pyrmont, Karte 1905
Fürstentum Pyrmont, Karte 1905

Die höchsten Punkte sind: der Hegekopf bei Stryck (846 m), der Ettelsberg (834 m) und der Pön (799 m) bei Usseln. Nach Südosten hin sinkt das Gebirge ab und erreicht hier im Kreis der Eder nur noch die Höhe von 600 m. Das Fürstentum Pyrmont besteht aus einem reizenden, vom westlichen Wesergebirge umschlossenen Tal und erhebt sich in seinen höchsten Punkten nur bis zu 375 m ü. M., während die tiefsten Punkte 75 m hoch liegen. Die Flüsse gehören zum Gebiete der Weser, nämlich im Fürstentum Waldeck die Eder mit der Werbe, Itter und Aar, die Diemel mit der Twiste, im Fürstentum Pyrmont die Emmer. Mineralquellen sind in Niederwildungen (Bad Wildungen) und Pyrmont.

Landkarte Westfalen, Hessen-Nassau, Großherzogtum Hessen, Schaumburg-Lippe, Lippe, Waldeck
Landkarte Westfalen, Hessen-Nassau, Großherzogtum Hessen, Schaumburg-Lippe, Lippe, Waldeck

Für die vereinigten Fürstentümer besteht ein gemeinsamer Landtag aus 12 Abgeordneten von Waldeck und 3 von Pyrmont. Zum Abgeordneten ist jeder männliche Staatsangehörige wählbar, der das 30. Lebensjahr zurückgelegt hat und mindestens 2 Jahre dem Staate angehört. Die Urwähler müssen 25 Jahre alt sein; Wahlmänner und Abgeordnete werden auf 3 Jahre gewählt. Die Leitung der Staatsverwaltung ist für die Dauer des mit Preußen abgeschlossenen Akzessionsvertrages vom 18.07.1867 dem Landesdirektor übertragen, den wie sämtliche Staatsbeamte der König von Preußen ernennt. Die Kreisverwaltung wird nach der Kreisordnung vom 16.08.1855 besorgt von Kreisamtmännern in den vier Kreisen mit einer Kreisvertretung (Kreisvorständen), bestehend aus sechs Abgeordneten der Kreisgemeinden, die durch die von den Gemeinderäten der Ortsgemeinden erwählten Wahlmänner gewählt werden. Die Gemeindeordnung statuiert in allen Gemeinden Bürgermeister und Beigeordnete, die vom Gemeinderat auf sechs Jahre gewählt und von der Regierung bestätigt werden, und Gemeinderäte, deren Mitglieder von den 25jährigen, auf Grund des Zensus wahlberechtigten Gemeindegliedern nach der Dreiklasseneinteilung gewählt werden.

Gruss aus dem Waldecker Lande
Gruss aus dem Waldecker Lande

Wappen:

Das Wappen des des Fürstentums Waldeck und Pyrmont ist zweimal gespalten und zweimal geteilt mit Herzschild. Herzschild: In Gold ein schwarzer achtstrahliger Stern (Waldeck). 1 u. 9) In Silber ein rotes Ankerkreuz (Pyrmont). 2 u. 8) In Silber drei rote Schildchen (Rappoltstein). 3 u. 7) In Silber drei schwarze gekrönte Adlerköpfe (Hohenack). 4) In Blau ein gekrönter silberner Löwe mit Doppelschweif (Tonna). 5) Der Herzschild. 6) In Silber ein gekrönter roter Löwe mit Doppelschweif, das Feld mit blauen, schräg verstutzten Querschindeln belegt (Geroldseck).

Fürstentum Waldeck und Pyrmont, Großes Staatswappen
Fürstentum Waldeck und Pyrmont, Großes Staatswappen

Landesfarben Waldeck:

Die Landesfarben des Fürstentums Waldeck und Pyrmont sind Schwarz, Rot und Gelb, entsprechend den alten Reichsfarben (siehe Deutschlands Fahnen).

Fürstentum Waldeck und Pyrmont, Flagge
Fürstentum Waldeck und Pyrmont, Flagge

Orden des Fürstentums Waldeck und Pyrmont:

An Orden bestehen ein Verdienstkreuz in vier Klassen, zwei Verdienstmedaillen und ein Militärverdienstkreuz für Offiziere (seit 1854).

Bundesrat:

1 Stimme

Hauptstadt des Fürstentums Waldeck und Pyrmont:

Arolsen – 2.734 Einwohner (1900). Pyrmont ist Sommerresidenz des Fürsten und Badeort.

Arolsen, Neues Schloss
Arolsen, Neues Schloss

Größe des Fürstentums Waldeck und Pyrmont:

Das Fürstentum Waldeck und Pyrmont hat bei einem Flächeninhalt von 1121 km² (20,36 Quadratmeilen) 1905: 59.127 Einwohner (52,7/km²);

  • das eigentliche Fürstentum Waldeck gliedert sich in die drei Kreise der Twiste, des Eisenberges und der Eder und hat 1055 km² (19,17 Quadratmeilen) Flächeninhalt und 49.965 Einwohner.
  • das Fürstentum Pyrmont bildet einen Kreis und zählt auf 66 km² (1,19 Quadratmeilen) 9162 Einwohner.

Einwohner:

  • 1875: 54.743
  • 1885: 56.575
  • 1905: 59.135

Klima:

Das Klima ist ziemlich rau, aber gesund; die mittlere Jahrestemperatur wird zu 7-9° C angegeben.

Gerichtsorganisation:

Die höchste richterliche Instanz für Waldeck bildet das Oberlandesgericht in Kassel und für Pyrmont das Oberlandesgericht in Celle. Dort sind die drei Amtsgerichte Arolsen, Korbach und Niederwildungen dem Bezirk des Landgerichts Kassel, hier das Amtsgericht Pyrmont dem Bezirk des Landgerichts Hannover zugeteilt.

Korbach, Gesamtansicht
Korbach, Gesamtansicht

Gewässer:

Die Flüsse gehören zum Gebiet der Weser,  im Fürstentum Waldeck die Eder mit der Werbe, Itter und Aar, die Diemel mit der Twiste, im Fürstentum Pyrmont die Emmer.

Bewohner:

Die Bevölkerung, die in 14 Städten und 107 Dörfern wohnt, gehört nördlich von der Eder zum niedersächsischen, südlich davon zum fränkischen Volksstamm und bekennt sich größtenteils zur evangelischen Kirche.

Deutsche Stämme nach Sprachgebieten (1918)
Deutsche Stämme nach Sprachgebieten (1918)

Bevölkerungsdichte:

52,8/km²

Religion:

Die Bevölkerung bekennt sich größtenteils zur evangelischen Kirche. Oberste geistliche Behörde für die evangelische Landeskirche ist das Konsistorium, unter dem vier Superintendenten stehen. Die Zahl der Katholiken beträgt (1905) 1890, der sonstigen Christen 259, darunter Quäker, Baptisten, Nazarener und Irvingianer. Die Zahl der Juden beträgt 629, Reichsausländer sind 197.
Angaben 1871

  • 54.055 Evangelisch
  •    1305 Römisch-katholisch
  •      834 Juden
  •        30 Sonstige

Bildung:

An Bildungsanstalten bestehen im Fürstentum Waldeck ein Landesgymnasium (mit Realklassen) in Korbach, ein Realprogymnasium in Arolsen, 123 öffentliche Stadt- und Landschulen. Die fürstliche Bibliothek in Arolsen zählt über 30.000 Bände.

Arolsen, Kaserne
Arolsen, Kaserne

Militär: (1881)

Seit dem Vertrag vom 18. Juli 1867 ist die Verwaltung der Fürstentümer Waldeck und Pyrmont auf Preußen übergegangen. Militärkonvention mit Preußen (XI. Armeekorps)

Wirtschaft:

Was die physische Kultur Waldecks anlangt, so entfallen von der gesamten Bodenfläche (1900) 42,84 % auf Äcker und Gärten, 7,93 % auf Wiesen, 6,74  % auf Weiden, 38,18 % auf Waldungen. Mit Land- und Forstwirtschaft beschäftigten sich nach der Berufszählung von 1895: 53,5 % der Erwerbstätigen. Hauptprodukte des Ackerbaues sind: Hafer, Roggen, Kartoffeln und Futterkräuter; geringer ist der Ertrag an Weizen und besonders an Gerste sowie an Ölgewächsen und Lein. Obst wird besonders in der Edergegend gebaut und von da auch ausgeführt, Apfel- und Pflaumenbäume herrschen vor, die Zahl der Kirschbäume ist auffallend gering. Die Viehzucht ist nicht unerheblich. Man zählte 1904 im ganzen Lande 6838 Pferde, 31.159 Stück Rindvieh, 28.440 Schafe, 42.457 Schweine, 8895 Ziegen und 3553 Bienenstöcke. Beide Fürstentümer haben gute und ausgedehnte Waldungen (meist Hochwald), die zusammen 42.795 Hektar betragen; davon sind 69,8 % Laubholz, 30,2 Nadelholz, 62,5 Domanialforsten, 21,5 Gemeinde- und 13,7 % Privatforsten. Der früher ziemlich lebhaft betriebene Bergbau auf Eisen- und Kupfererze (in der Eder wurde auch Gold gewaschen) hat seit längerer Zeit bedeutend abgenommen. 1905 wurden 27.918 Tonnen Eisenerze gefördert, außerdem etwas Gips und Dachschiefer. Die wenigen Eisenhütten stehen zurzeit still. Auch sonst ist die industrielle Tätigkeit noch unerheblich. Der Besuch der Bäder Pyrmont und Niederwildungen (Bad Wildungen) hat sich sehr gehoben, namentlich auch die Ausfuhr des Wildunger Wassers (1904: 1,4 Millionen Flaschen). Zwei Sekundärbahnen: Wabern-Wildungen und Warburg-ArolsenKorbach-Sarnau, durchziehen das Fürstentum Waldeck; das Fürstentum Pyrmont wird auf einer kurzen Strecke von der Hannover-Altenbekener Bahn berührt.

Alt Wildungen, Schloss Friedrichstein
Alt Wildungen, Schloss Friedrichstein

Postwesen und Briefmarken:

Die preußische Post regelte seit 1850 auch den Betrieb im Fürstentum Waldeck und Pyrmont. Das gesamte preußische Postwesen ging am 1. Januar 1868 auf den Norddeutschen Bund (Norddeutscher Postbezirk) über.

Die Reichsverfassung vom 16. April 1871 bestimmte u.a. dass die unmittelbare Posthoheit, mit Ausnahme des inneren Verkehrs im Königreich Bayern und im Königreich Württemberg, dem Deutschen Reich zusteht.

Preussen, 6 Pfennige
Preussen, 6 Pfennige

Währungen und Münzen:

  • bis 1875: 1 Taler = 30 Silbergroschen = 360 Pfennige
  • ab 1875: 1 Mark = 100 Pfennig

Regenten:

regierendes Fürstenhaus: Ahnherr Widukind, Graf von Schwalenberg (um 1120)

Beide Fürstentümer haben eine eingeschränkt monarchische Verfassung, welche auf der Verfassungsurkunde vom 17. August 1852 beruht. Der Fürst besitzt die gesamte Staatsgewalt, bei deren Ausübung er an die Verfassung gebunden ist. Die Regierung ist erblich im Mannesstamm des waldeckschen Fürstenhauses, einschließlich der gräflichen Linie desselben, nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatischen Linealfolge; beim Erlöschen des Mannesstamms geht im eigentlichen Fürstentum Waldeck die Regierung auf die weibliche Linie über, während im Fürstentum Pyrmont Preußen folgt (1922 fällt es an Preußen). Der Fürst wird mit vollendetem 21. Jahr volljährig. Das fürstliche Haus bekennt sich zur evangelischen Kirche.

Fürsten zu Waldeck und Pyrmont:

  • 1712 – 1728: Friedrich Anton Ulrich
  • 1728 – 1763: Karl August Friedrich
  • 1763 – 1812: Friedrich Karl August (bis 1766 unter Vormundschaft, ab 1805 nach Erbteilung nur noch Fürst zu Waldeck)
  • 1812 – 1813: Georg I. (1805–1812 Prinz zu Waldeck und Fürst zu Pyrmont)
  • 1813 – 1845: Georg II. Heinrich
  • 1845 – 1893: Georg Victor
  • 1893 – 1918: Friedrich
Friedrich Fürst von Waldeck und Pyrmont
Friedrich Fürst von Waldeck und Pyrmont
Fürstin Friedrich von Waldeck-Pyrmont
Fürstin Friedrich von Waldeck-Pyrmont
Friedrich Fürst von Waldeck und Pyrmont
Friedrich Fürst von Waldeck und Pyrmont

Administrative Gliederung des Fürstentums Waldeck und Pyrmont:

  1. Fürstentum Waldeck
    1. Kreis der Eder mit 36 Gemeinden, einer Fläche von 334 km² und 15.259 Einwohnern (Jahr 1900): Affoldern, Albertshausen, Alraft, Alt Wildungen, Anraff, Armsfeld, Bergfreiheit, Bergheim, Berich, Böhne, Braunau, Bringhausen, Buhlen, Frebershausen, Freienhagen, Gellershausen, Giflitz, Hemfurth, Hüddingen, Hundsdorf, Kleinern, Königshagen, Mandern, Mehlen, Netze, Nieder Werbe, Nieder Wildungen (seit 1906 Bad Wildungen), Ober Werbe, Odershausen, Reinhardshausen, Reitzenhagen, Sachsenhausen, Waldeck, Wega, Wellen, Züschen
    2. Kreis des Eisenberges mit 43 Gemeinden, einer Fläche von 419 km² und 17.593 Einwohnern (Jahr 1900): Adorf, Alleringhausen, Benkhausen, Berndorf, Bömighausen, Dalwigksthal, Eppe, Flechtdorf, Fürstenberg, Giebringhausen, Goddelsheim, Goldhausen, Helmscheid, Heringhausen, Hillershausen, Immighausen, Korbach, Lelbach, Lengefeld, Meineringhausen, Mühlhausen, Münden, Neerdar, Neukirchen, Nieder Ense, Nieder Schleidern, Nordenbeck, Ober Ense, Ottlar, Rattlar, Rhadern, Rhena, Rhenegge, Sachsenberg, Schwalefeld, Schweinsbühl, Stormbruch, Strothe, Sudeck, Usseln, Welleringhausen, Willingen, Wirmighausen
    3. Kreis des Twiste mit 31 Gemeinden, einer Fläche von 302 km² und 16.430 Einwohnern (Jahr 1900): Ammenhausen, Arolsen, Braunsen, Bühle, Dehausen, Dehringhausen, Elleringhausen, Gembeck, Helmighausen, Helsen, Herbsen, Hesperinghausen, Hörle, Kohlgrund, Külte, Landau, Lütersheim, Massenhausen, Mengeringhausen, Neudorf, Nieder Waroldern, Ober Waroldern, Orpethal, Rhoden, Schmillinghausen, Twiste, Vasbeck, Volkhardinghausen, Wethen, Wetterburg, Wrexen
  2. Fürstentum Pyrmont
    Das Fürstentum Pyrmont bildet einen Kreis mit 11 Gemeinden und einer Fläche von 66 km² (1,10 Quadratmeilen) 8.636 Einwohnern (Jahr 1900): Baarsen, Eichenborn, Großenberg, Hagen, Holzhausen, Kleinenberg, Löwensen, Neersen, Pyrmont, Ösdorf, Thal
Trachten aus der Umgegend von Bad Pyrmont
Trachten aus der Umgegend von Bad Pyrmont

Geschichte Waldeck und Pyrmont:

Deutschland vor der zweiten (der ostgermanischen) Wanderung
Deutschland vor der zweiten (der ostgermanischen) Wanderung

Das ehemals gräfliche Haus Waldeck stammt von den Grafen von Schwalenberg ab, unter denen Widukind und sein Bruder Hermann um 1189 als Grafen von Waldeck bezeichnet werden. Von ihren Neffen begründete Volkwin eine neue Linie Schwalenberg, der andere, Adolf (1214–70), setzte den Zweig Waldeck fort. Mittelpunkt der Grafschaft war das Gericht Waldeck in Hessen, das die Stadt und Burg Waldeck, Sachsenhausen, Bergheim u. a. O. umfasste.

Völker Mitteleuropas nach 476
Völker Mitteleuropas nach 476

Die Grafschaft Pyrmont wurde erst 1631 von Waldeck erworben, als die Grafen von Gleichen, die Erben der Grafen von Pyrmont, ausstarben. Graf Adolf ist der Stammherr des jetzigen Hauses Waldeck, das 1349 reichsgräflich wurde; seine Besitzungen blieben ungeteilt bis 1397. Um diese Zeit starb Heinrich der Eiserne und dessen Söhne Adolf und Heinrich stifteten die beiden Linien Landau und Waldeck, von denen die erstere 1495 erlosch. Seit 1438 waren die Glieder beider Linien Lehnsträger des Hauses Hessen, bis dieses Verhältnis durch den Rheinbund faktisch und 1847 durch Schiedsspruch des Bundestags auch formell gelöst wurde. Nach vorübergehenden Teilungen stifteten 1607 Christian und Vollrath IV. die Linien Eisenberg und Wildungen. Die Grafschaft Wildungen fiel 1664 an den Grafen Georg Friedrich von Waldeck, der 1682 vom Kaiser Leopold I. gefürstet wurde, mit dem aber die Wildungische Linie 1692 erlosch, worauf die waldeckschen Besitzungen an Christian Ludwig von der Eisenberger Linie fielen, in der seit 1687 das Erstgeburtsrecht galt. Der Sohn Christian Ludwigs († 1706), Graf Friedrich Anton Ulrich, wurde 1712 vom Kaiser Karl VI. in den Reichsfürstenstand erhoben. Sein jüngerer Bruder, Josias († 1763), stiftete die Linie der Grafen von Waldeck zu Bergheim, deren Haupt jetzt Graf Adalbert (* 06.01.1863) ist. Auf Friedrich Anton Ulrich (†  1728) folgten nacheinander seine beiden Söhne Christian Philipp († 1728) und Karl August Friedrich († 1763), welch letzterer als österreichischer General am Österreichischen Erbfolgekrieg teilnahm. Sein ältester Sohn und Nachfolger, Friedrich, erhielt 1803 eine Virilstimme im Reichsfürstenrat, überließ 1805 seinem jüngsten Bruder, Georg, die Grafschaft Pyrmont und trat 1807 dem Rheinbund bei. Friedrichs jüngerer Bruder, Christian August († 1798), zeichnete sich als österreichischer Feldmarschall im ersten Koalitionskrieg aus. Da Friedrich 1812 kinderlos starb, folgte ihm sein Bruder Georg, wodurch Waldeck und Pyrmont wieder vereinigt wurden, und als dieser 1813 ebenfalls starb, ging die Regierung auf seinen ältesten Sohn, Georg Friedrich Heinrich († 15.05.1845), über, der 1815 dem Deutschen Bund beitrat und 1814 eine neue, von den Ständen bekämpfte Verfassung einführte. Aus Beratungen mit Ritterschaft und Städten ging dann 19.04.1816 die neue Verfassung hervor, die bis 1848 Geltung behielt.

Herzogtum Sachsen mit Westfalen, Engern und Ostfalen
Herzogtum Sachsen mit Westfalen, Engern und Ostfalen

Die Landesvertretung bestand fortan aus Vertretern der Ritterschaft, der Städte und Bauern, hatte Steuerbewilligungsrecht und Anteil an der Gesetzgebung. Die vollziehende Behörde der ständischen Beschlüsse war ein aus ihrer Mitte gewählter engerer Ausschuss, die landständische Deputation. 1832 Schloss sich das Fürstentum dem Deutschen Zollverein an. Auf Fürst Georg folgte sein unmündiger Sohn, Georg Viktor, unter der Vormundschaft seiner Mutter Emma, Prinzessin von Anhalt/a>-Bernburg-Schaumburg. 1848 trat ein konstituierender Landtag zusammen und beschloss das Grundgesetz vom 23.05.1849, das Verantwortlichkeit der Minister, Freiheit der Presse, Besteuerung der Kirchengüter etc. proklamierte. Fürst Georg Viktor, der am 14.01.1852 volljährig wurde, erklärte, dass er die Regierung nicht übernehmen werde, solange die demokratische Verfassung von 1849 Gültigkeit habe. Deshalb legte die Regierung einem besonders einberufenen Revisionslandtag den Entwurf einer neuen Verfassungsurkunde vor, der am 17.08.1852 veröffentlicht wurde. 1856 wurden wieder indirekte Klassenwahlen eingeführt. Am 01.08.1862 wurde eine Militärkonvention mit Preußen geschlossen. Infolge des Deutschen Krieges von 1866 wurde auch Waldeck, das sich auf Preußens Seite gestellt hatte, ein Glied des Norddeutschen Bundes. Doch lehnte der Landtag die Bundesverfassung einstimmig ab, um den Fürsten zu einem Akzessionsvertrag mit Preußen zu drängen, da das Land die Kosten der neuen Verhältnisse nicht zu tragen vermochte. Dieser kam 18. Juli 1867 zustande, wurde 22. Oktober von der Landesvertretung genehmigt, galt zunächst auf 10 Jahre und wurde nach deren Ablauf 1877 und 1887 verlängert. Danach ging die Verwaltung des Landes vom 01.01.1868 an Preußen über. Der Fürst behielt sich das Begnadigungsrecht, das Kirchenregiment und die Zustimmung bei der Gesetzgebung, die von der Abtretung der Verwaltung nicht berührt wird, vor. In Justiz- und Schulangelegenheiten ressortiert das Land von den preußischen Behörden in Kassel. Da der ganze Ertrag der Domänen dem Fürsten vorbehalten ist, trägt Preußen einen wesentlichen Teil der Verwaltungskosten. 1907 wurde ein Lotterievertrag zwischen Preußen und Waldeck abgeschlossen. Dem Fürsten Georg Viktor folgte 12.05.1893 sein ältester Sohn, Fürst Friedrich († 20.01.1865). Der Staatshaushaltsetat für 1907 ergibt in Einnahme und Ausgabe je 1.357.442 Mark. Die Landesschulden des Fürstentums Waldeck betrugen 1906: 1.716.300 Mark.

Im Jahr 1922 schloss sich der Landesteil Pyrmont der preußischen Provinz Hannover an. Bei einer Volksabstimmung im Jahr 1929 schloss sich Waldeck der preußischen Provinz Hessen-Nassau an und gehört somit heute zum Land Hessen.

Waldeck aktuell:

Das heutige Land Hessen mit der Hauptstadt Wiesbaden besteht aus:

  • dem ehemaligen Großherzogtum Hessen, ohne die Provinz Rheinhessen. Diese gehört durch Verordnung Nr. 57 der französischen Militärregierung zum 1946 künstlich geschaffenen Land Rheinland-Pfalz.
  • der ehemaligen preußischen Provinz Hessen-Nassau, ohne den Regierungsbezirk Schmalkalden (seit 1944 zu Thüringen) und ohne die Kreise Ober- und Unterwesterwald, Unterlahn und Sankt Goarshausen. Diese gehören durch Verordnung Nr. 57 der französischen Militärregierung zum 1946 künstlich geschaffenen Land Rheinland-Pfalz.
  • dem Regierungsbezirk Wetzlar der ehemaligen preußischen Provinz Rheinland (seit 1. Oktober 1932)
  • dem ehemaligen Fürstentum Waldeck, Waldeck schloss sich nach einer Volksabstimmung 1929 der Provinz Hessen-Nassau an (Pyrmont bereits 1922 an die Provinz Hannover).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Harms Vaterländische Erdkunde“ 1906
  • „Andree’s Handatlas“, 1881 und 1914
  • „Das Deutsche Reich – Vaterlandskunde“, Prof. Dr. J.W. Otto Richter, Verlag Otto Spamer Leipzig, Zweite Auflage, ca. 1890
  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“, 1898
  • „Spamers Großer Hand-Atlas“ Leipzig, 1900
  • „Großes Lehrbuch der Geographie“ E. von Seydlitz, Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau, 1902
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Konversations-Lexikon“ Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Kleine Deutsche Staatskunde“, E. Stutzer – Dresden und Berlin, 1910
  • „Deutschland als Weltmacht – Vierzig Jahre Deutsches Reich“ Berlin, 1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
  • „Oberstufen-Atlas für höhere Lehranstalten“ Gotha Justus Perthes 1914
Reichsadler 1889-1918

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TannaArolsen

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