Schlacht bei Langensalza. Erstürmung von Kallenberg's Mühle durch die Hannoveraner am 27. Juni 1866.

Schlacht bei Langensalza

Die Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866

Schlacht bei Langensalza am 27 Juni 1866
Schlacht bei Langensalza am 27 Juni 1866

Am 27. Juni 1866 fand das Gefecht bzw. die Schlacht von Langensalza (die Stadt liegt im heutigen Thüringen) statt. Die 16.200 Mann starke hannoversche Armee unter General von Arentsschildt, die sich mit den Bayern vereinigen wollte, konnte ihre Stellung bei Merxleben gegen die preußische Division von Flies (8200 Mann) siegreich behauptete. Die Preußen verloren 41 Offiziere und 772 Mann nebst mehreren hundert Gefangenen, die Hannoveraner 102 Offiziere und 1327 Mann.

Kampf um das Badewäldchen bei Langensalza am 27. Juni 1866, ca 3/4 4 Uhr.
Kampf um das Badewäldchen bei Langensalza am 27. Juni 1866, ca 3/4 4 Uhr.

Doch wurden die Hannoveraner inzwischen von den Divisionen Goeben und Beyer und dem Korps Manteuffel umstellt und mussten am 29. Juni 1866 die Kapitulation von Langensalza abschließen, wonach sie die Waffen streckten. König Georg von Hannover, der mit dem Kronprinzen der Schlacht beigewohnt hatte, rühmte sich auch nach der Kapitulation des Sieges und stiftete eine Langensalza-Medaille.

Erstürmung der Gräser'schen Fabrik durch die Hannoveraner in der Schlacht bei Langensalza 27. Juni 1866
Erstürmung der Gräser’schen Fabrik durch die Hannoveraner in der Schlacht bei Langensalza 27. Juni 1866

Durch sein rasches Vorgehen hatte sich Preußen auch gegenüber den deutschen Mittelstaaten in Vorteil gesetzt. Obwohl es nur drei Divisionen (Goeben, Manteuffel und Beyer), rund 45.000 Mann (preußische Mainarmee) unter dem General Vogel von Falckenstein verwendete, so erreichte es damit doch völlig seinen Zweck. Die Mittelstaaten hatten nicht ernsthaft an die Möglichkeit von Kriegshandlungen geglaubt und sich nur unvollkommen vorbereitet. Die hannoversche Armee hatte sich zwar noch rechtzeitig bei Göttingen gesammelt, war dann aber zwischen Harz und Thüringer Wald tagelang hin und hergezogen, um die Ankunft des bayrischen Heeres zu erwarten.

Attacke der hannoverschen Garde-Kürasiere auf das Karree des Oberstleutnants des Barres in der Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866.
Attacke der hannoverschen Garde-Kürasiere auf das Karree des Oberstleutnants des Barres in der Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866.

Während das bayrische Heer auf die Ankunft der Hannoveraner südlich des Thüringer Waldes hoffte, kam es zwischen der hannoverschen Armee und preußischen Truppen zum blutigen Gefecht bei Langensalza (heutiges Bad Langensalza im Freistaat Thüringen), infolge dessen die Preußen, da zahlenmäßig unterlegen, sich zurückziehen mussten. Dennoch war die Gesamtlage so ungünstig, dass dem hannoverschen König Georg V. am 29. Juni 1866 nur die Kapitulation übrig blieb.

Schlachtdarstellung mit der Hannoverschen Armee bei Merxleben und an der Unstrut mit den Königin-Husaren; 1. Gardebataillon; 2. Jägerbataillon; dem 5. und 2. Comp. v. 2. Regiment und dem 2 Garadebataillon. Von Preußischer Seite das 11. und 25. Regiment und das 3. Comp. C. Gothaer. Schlacht bei Langensalza

Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866
Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866

Beschreibung der Karte (Originaltext):

Eine Beschreibung des großen colorirten Schlachtenbildes aus dem Verlage von Hermann Beltz in Langensalza. Das Bild ist aus dem Bestreben hervorgegangen, ein möglichst wahres, den jetzt genügend bekannten Tatsachen entsprechendes Schlachtenbild sowohl den Langensalza-Kämpfern als deren Nachkommen zur bleibenden Erinnerung zu bieten. Als Zeitpunkt ist der Moment herausgegriffen, als die Hannoversche Armee im entschiedenen Vorgehen begriffen ist, es ist der packendste Moment während der ganzen Schlacht, welcher zugleich die Entscheidung brachte und deshalb auch der geeignetste zur Darstellung ist. Was zunächst die Beschreibung der Gegend anbetrifft, so sehen wir auf der linken Seite die vordersten Häuser von Merxleben und gleich dahinter den Kirchberg mit der Kirche und dem Friedhofe von Merxleben. Am Fuße des Kirchberges fließt die Unstrut entlang. Diese wird auf zwei Brücken von der Chaussee Merxleben-Langensalza überschritten und läuft auf der Mitte des Bildes an Kallenbergs Mühle vorbei. Rechts sehen wir im Vordergrunde das tiefeingeschnittene Bett der Salza, welche von Kallenbergs Mühle an der Chaussee entlang führt und unterhalb der ersten Brücke in die Unstrut sich ergießt. Von Kallenbergs Mühle zweigt der ebenfalls mit Bäumen bepflanzte sogenannte Rasenmühlenweg ab. Hinter Kallenbergs Mühle sehen wir die Bade-Allee, das Schwefelbad, das Badewäldchen mit seiner hohen Pappel-Allee. Hinter dem Badewäldchen befindet sich der Erbsberg. Rechts vom Bade sehen wir den Jüdenhügel, und ganz am Rande des Bildes die Häuser und den Marktturm von Langensalza. Die Chaussee, die hinter Langensalza die Höhe hinauf führt, ist die Chaussee nach Gotha, während zwischen Jügenhügel und Badewäldchen im Hintergrunde der Riethsgraben und die Chaussee nach Gräfentonna-Erfurt mit dem Siechenhofe sichtbar wird. Der Zeitpunkt ist ungefähr 3 Uhr. Im Rücken des Beschauers überflügelt soeben die Brigade Bülow, bestehend aus dem 4. und 5. Regiment, den preußischen linken Flügel. Das 1. Gardebataillon unter Oberstlieutenant von Landesberg im Vordergrund des Bildes hat soeben die Unstrut passiert und dringt mit vorgezogenen Scharfschützen in Kolonnen auf die Mitte gegen die Salza vor. Daneben hatte sich das 2. Jägerbataillon unter Major von Einem, welches von seiner Brigade abgekommen war, zur Normalordnung entwickelt, eingeschoben, während links davon das 2. Gardebataillon unter Oberstlieutenant von Honstedt ebenfalls in Normalordnung mit vorgezogenen Scharfschützen im Vordringen begriffen ist. Daneben bringen die Scharfschützen des 2. Bataillons vom 3. Regiment unter Lieutenant Leue, sowie Abtheilungen der 6. und 7. Compagnie desselben Regiments unter den Lieutenants Schneider und Köring vor. Dahinter stürmt Oberstlieutenant Flöckher mit der 5. Compagnie und Teilen der 6. vom Regiment Nr. 2. gegen Kallenbergs Mühle vor, während die 3., 4. und 2. Compagnie vom 3. Regiment sich auf der Unstrutbrücke im Ansturm auf Kallenbergs Mühle befindet. Hinter diesen stürmenden drei Compagnieen brechen die 1. und 2. Eskadron des Königin-Husaren-Regiment unter Major Cordemann soeben aus Merxleben hervor. Weiter unterhalb der Brücke sind an der Unstrut soeben das 1. Bataillon vom 2. Regiment und das 1. Jägerbataillon unter der persönlichen Führung des Oberst de Baux angekommen, während das 3. Jägerbataillon unter Hauptmann von Brandis bereits die Unstrut passiert hat und im Kampfe gegen das Badewäldchen sich befindet. Die Garde-Jäger stürmen in demselben Augenblicke gerade den Merxlebener Kirchberg herunter und das 2. Bataillon vom Leibregiment, unter Major von Pufendorf, hat soeben vor dem Steinbruch seine verlustreiche Stellung erreicht. Die Höhe des Kirchberges krönen die Batterien Blumenbach, Laves, Hartmann und ein Zug der Batterie Meyer unter Premierlieutenant Giesecke. Im Hintergrunde sieht man das Feuer der Batterien Mertens und Müller, während die Infanterie der Brigade Bothmer sich inzwischen wieder zurückgezogen hatte. Auf preußischer Seite sehen wir im Vordergrunde den äußersten linken preußischen Flügel mit der 3. Compagnie des Coburg-Gothaer Regiments, erkenntlich an der grünen Uniform. Daneben kämpfen der 6. Zug der 3. Compagnie und die 5. Compagnie vom Regiment Nr. 25. Daneben an der Salza in der Nähe von Kallenbergs Mühle ist die 11. Compagnie vom Grenadierregiment Nr. 11 ausgeschwärmt und in und vor der Mühle hat sich die 9. Compagnie desselben Regiments eingenistet. Hinter der Mühle befindet sich in Deckung die 7. Compagnie des 25. Regiments mit der Fahne des 2. Bataillons. Zu beiden Seiten der Chaussee zwischen Mühle und Unstrut befinden sich in dichten Schwärmen die 6. und 7. Compagnie, sowie der Schützenzug der 2. Compagnie Nr. 25, und an der Chaussee nach Langensalza zu die 12. Compagnie Nr. 11 in Reserve. In dem der Mühle zunächstliegenden Theile der Bade-Allee liegen der 1. und 4. Schützenzug des 1. Bataillons Nr. 25. In der Bade-Allee beim Badewäldchen hat sich die 8. Compagnie und zwei Züge der 1. Compagnie Nr. 25, ferner die 10. Compagnie Nr. 11 festgesetzt. In dem Badewäldchen liegen in dichten Schützenschwärmen das 1. Bataillon Nr. 11 unter Oberstlieutenant des Barres, sowie das Landwehrbataillon Potsdam und die 2. Ersatzcompagnie Nr. 71. Noch weiter im Hintergrunde, auf und an dem Erbsberge, kämpfen die 1. und 3. Ersatzcompagnie Nr. 71, das Landwehrbataillon Aschersleben, Naumburg, Torgau und Treuenbrietzen. Den Erbsberg krönen die beiden Sechspfünder der Ausfallbatterie Erfurt unter Lieutenant Hupfeld. Auf der Höhe hinter dem Bade stehen in Reserve zwei Züge der 3. Compagnie Nr. 25, sowie zwei Züge der 2. Compagnie desselben Regiments. Auf der Höhe des Jüdenhügels stehen im heftigen Feuer die 3. und 4. reitende Batterie des westphälischen Artillerieregiments Nr. 7 und die Batterie Blottwitz (3. vierpfündige Batterie) vom schlesischen Feldartillerieregiment Nr. 6, sowie der Haubitzzug der Erfurter Ausfallbatterie unter Hauptmann Caspari. Nehmen wir nun noch einmal den Gesamteindruck, denken wir uns in unserem Rücken die Regimenter der Brigade Bülow den schwachen linken preußischen Flügel in weitem Bogen umgehend und sehen wir die geschlossenen hannöverschen Bataillone gegen die preußischen Schützenlinien anstürmen, während im Centrum die Offensive eben eingeleitet wird, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die preußischen Streitkräfte dem gewaltigen Ansturm nicht lange Stand halten konnten und so die Schlacht zu Gunsten der hannöverschen Waffen entschieden werden musste.

Bild und Text mit freundlicher Genehmigung des Verlags Rockstuhl

Denkmal für die am 27. Juni 1866 gefallenen Hannoveraner auf dem Friedhof zu Langensalza.
Denkmal für die am 27. Juni 1866 gefallenen Hannoveraner auf dem Friedhof zu Langensalza.

Der erste Einsatz des Roten Kreuzes auf dem Schlachtfeld

Aufgrund der Schlacht bei Solferino am 24. Juni 1859, in der die Österreicher mit einer vernichtenden Niederlage die Herrschaft über Oberitalien einbüßten, ergriff Jean Henry Dunant (1828-1910) die Initiative zur Gründung der Internationalen Rotkreuzbewegung. Seine damals gemachten Erlebnisse und Schlussfolgerungen daraus veröffentlichte 1862 in dem Buch „Erinnerungen an Solferino“, das 13 Auflagen erlebte und in 11 Sprachen übersetzt wurde. Das in ihm vertretene Anliegen fand breite Zustimmung und führte schließlich am 26. Oktober 1863 zur ersten Internationalen Konferenz zur künftigen Regelung der Grundsätze freiwilliger Krankenpflege im Kriege. Im Gegensatz zur Schlacht von Solferino ist die Schlacht bei Langensalza, nordwestlich von Gotha in Thüringen gelegen, zwischen Preußen und Hannover am 27. Juni 1866 heute nahezu vergessen, obwohl es damals – prozentual gerechnet – wesentlich mehr Tote und Verwundete gab. Dabei hat Langensalza in der Geschichte des Roten Kreuzes eine ganz besondere Bedeutung, weil dort „der weltweit erste Einsatz des Roten Kreuzes auf dem Schlachtfeld“ stattfand. Im deutsch-dänischen Krieg von 1864 durften sich der aus Hanau stammende Arzt Louis Paul Amédée Appia (1818-1898) und der niederländische Marineoffizier Charles van de Velde (1818-1898), zum ersten Mal eine weiße Armbinde mit einem roten Kreuz tragend, als neutrale Beobachter auf den Schlachtfeldern bewegen. Obwohl im gleichen Jahr, am 8. August 1864, die erste Genfer Konvention, der Grundpfeiler des humanitären Völkerrechts, unterzeichnet worden war, kam es erst zwei Jahre später zu diesem ersten aktiven Rotkreuz-Einsatz auf dem Schlachtfeld. Im Jahre 1866 standen dann in dem mit Preußen verbündeten Herzogtum Gotha 30 Freiwillige zur Verfügung, die dem Turnverein von 1860 angehörten und im Sinne des Roten Kreuzes ausgebildet worden waren. Ausgerüstet mit Verbandsmaterial, Tragbahren, Flaschen mit erfrischenden Getränken und weißen Armbinden mit einem roten Kreuz durften sie – zum ersten Male auf der Welt – ihre Tätigkeit auf dem Schlachtfeld ausüben. Zwar konnte man hierbei „noch nicht von einer breit angelegten Organisation sprechen, aber immerhin war nun doch schon ein Anfang gemacht. Diese Tatsache verdient es, als ein Markstein in der Geschichte des Internationalen Roten Kreuzes festgehalten zu werden.“ Zu den zahlreichen Menschen, die sich um die Versorgung der Opfer in den zahlreichen Notlazaretten der Stadt nützlich machten, gehörte auch der frühere Direktor des Realgymnasiums zu Gotha und Titular-Schulrat Friedrich Wilhelm Looff (1808-1889), der Ende des Jahres 1869 seine „Erinnerungen an das Jahr 1866“ anschaulich niederschrieb. Das Manuskript befindet sich im Stadtarchiv Bad Langensalza.

Die Denkmale zu Langensalza
Die Denkmale zu Langensalza

Nach der Schlacht bei Langensalza wurde das Königreich Hannover von preußischen Truppen besetzt und am 20. September 1866 annektiert. König Georg V. floh nach Wien, seine Familie folgte ihm ein Jahr später nach einem vorübergehenden Aufenthalt im Schloss Marienburg ins österreichische Exil.

Die Provinz Hannover bestand aus dem durch Gesetz vom 20. September 1866 mit der Preußischen Monarchie vereinigten vormaligem Königreich Hannover und dem durch Staatsvertrag vom 20. Juli 1853 erworbenen, 1864 und 1873 erweiterten und seit 23. März 1873 dem Landdrosteibezirk Aurich einverleibten Jadegebiet.

Quellenhinweise:

  • „Historischer Schulatlas“ Verlag von Velhagen & Klasing 1902
  • „Meyers Konversations-Lexikon“ in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
  • „Meyers kleines Konversations-Lexikon“ in 6 Bänden 1908

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