Iglau in Mähren im Kaisertum Österreich, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.
Iglau 24.387 Einwohner (1900), Städte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
Iglau in Mähren im Kaisertum Österreich
Iglau (tschechisch Jihlava) ist eine Stadt im Kaisertum Österreich, Markgrafschaft Mähren.
Iglau liegt 519 Meter über dem Meer, unweit der Grenze zu Böhmen, an der Iglawa, über die eine steinerne Brücke führt, an der Linie Wien–Tetschen der Österreichischen Nordwestbahn und an der Staatsbahnlinie Iglau-Weseli-Mezimostí.
Iglau hat drei Vorstädte, einen großen Stadtplatz, ein Denkmal Josephs II., schöne Anlagen (auf dem Franz Karls-Berg), eine gotische Pfarrkirche (St.-Jakob), eine Minoritenkirche mit altem Kreuzgang, eine Jesuitenkirche (St. Ignaz), eine Kirche St. Johann am Hügel (799 gegründet), eine protestantische Kirche (1875) und ein Rathaus. Im Jahr 1900 leben in Iglau mit der Garnison (1416 Mann) 24.387 meist deutsche katholische Einwohner (4228 Tschechen).
Die Industrie der Stadt Iglau umfasst vor allem die Tuch- und Schafwollwarenweberei mit Spinnerei und Appretur. Außerdem hat Iglau eine ärarische Tabakfabrik (über 2000 Arbeiterinnen), eine Dampfmühle, Bierbrauerei, Spiritusraffinerie sowie Fabriken für Plüsch, Strick- und Wirkwaren, Schuhe, Kämme, Leder, Tonwaren, ätherische Ole, Kartonnagen, Möbel, Zuckerwaren etc. Auch treibt es ansehnlichen Handel mit Getreide, Holz, Flachs, Wolle und Tuch und hält bedeutende Märkte ab.
Iglau ist Stadt mit eignem Statut und Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgebung), eines Kreisgerichts und einer Finanzbezirksdirektion; es hat ein Obergymnasium, eine Landesoberrealschule, ein städtisches Museum, ein Theater, eine Sparkasse, ein Krankenhaus, eine Landes-Irren- und Zwangsarbeitsanstalt und ein Schlachthaus. Von Bedeutung ist auch die Ammenvermittelung, insbesondere nach Wien.
Iglau, der Sage nach 799 erbaut, wird in Urkunden aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zuerst erwähnt, erlangte seine Bedeutung durch seinen ehemals wichtigen Bergbau, dem sich später das Tuchgewerbe anschloss. Um 1250 erhielt es Bestätigung seines Stadt- und Bergrechts und wurde als Oberhof berühmt. In der Hussitenzeit wehrten sich die katholischen Deutschbürger mutig gegen die Taboriten, doch verfiel seither das Bergwesen. Hier wurde am 5. Juli 1436 der Iglauer Vergleich abgeschlossen, worin Kaiser Siegmund die Prager Kompaktaten beschwor und als König von Böhmen anerkannt wurde. Unter Georg Podiebrad (1458–71) erscheint Iglau im katholischen Deutschstädtebund Mährens und wurde 1470 vom König belagert.
Vor der Stadt bezeichnet ein Granitmonument den Ort, wo Ferdinand I. 1527 den böhmischen Ständen den Eid leistete. Um 1562 konnte Iglau als ganz protestantisch gelten und blieb es bis 1623, von welcher Zeit die starke Auswanderung protestantischer Bürgersfamilien und die Rekatholisierung der Stadt anfängt. Nach der Schlacht von Jankau (1645) fiel Iglau den Schweden unter Torstensson in die Hände und konnte von den Kaiserlichen erst 1647 wieder genommen werden; 1742 wurde die Stadt von den Sachsen unter Rochau erobert; 1805 siegten hier die Österreicher unter Erzherzog Ferdinand d’Este über die Bayern unter Wrede.
Jihlava, deutsch Iglau, ist heute eine Stadt in der Tschechischen Republik mit rund 51.000 Einwohnern (2021).
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
- „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
- „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
- „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
- „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
- „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
Ähnliche Beiträge