Zara, Barcagno

Zara (Zadar)

Zara (Zadar) Hauptstadt des Königreichs Dalmatien im Kaisertum Österreich, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Zara (Zadar) 13.016 (als Gemeinde 32.551) Einwohner (1900), Städte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie

Zara, Stadtansicht
Zara, Stadtansicht

Zara (Zadar) in Dalmatien im Kaisertum Österreich

Zara (serbokroat. Zadar) ist eine Stadt in Österreich und Hauptstadt von Dalmatien.

Dalmatien und das Okkupationsgebiet Bosnien und Herzegowina Karte 1900 (Prof. Hickmann's geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)
Dalmatien und das Okkupationsgebiet Bosnien und Herzegowina Karte 1900 (Prof. Hickmann’s geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)

Zara (Zadar) liegt auf einer schmalen Landzunge am Canale di Zara des Adriatischen Meeres, gegenüber der Insel Ugliano, vom Festland durch einen überbrückten Wassergraben getrennt, hat einen geräumigen und sichern Hafen, vier Tore (darunter die Porta Marina mit einem Stück eines römischen Triumphbogens, dann die nach dem Entwurf von Sanmicheli erbaute Porta Terraferma) und an Stelle der 1872 ausgelassenen Festungswerke hübsche Anlagen sowie einen Volksgarten und den Blazekovićpark (vor der Porta Terraferma).

Zara - Zadar
Zara – Zadar

Die Bauart von Zara ist venezianisch. Unter den Plätzen sind die Piazza dei Signori mit der Loggia (gegenwärtig Stadtbibliothek) und dem Uhrturm sowie die Piazza della Colonna mit einem Römerturm und einer antiken korinthischen Säule nennenswert.Eine belebte Straße ist die an der Westseite der Stadt neu angelegte Riva Nuova (Franz Josephs-Kai). Von Kirchen sind die ansehnlichsten: der Dom Santa Anastasia, eine im 13. Jahrhundert vom Dogen Dandolo erbaute Basilika im lombardischen Stil, mit reicher Fassade, hohem Turm, Ciborienaltar (1233), Chorstühlen aus dem 15. Jahrhundert

Zara, Borgo Erizzo
Zara, Borgo Erizzo

und Krypta, die Kirchen San Grisogono und San Simeone mit dem Grabdenkmal des heiligen Simeon (Reliefs von 1380), die Kirche des Nonnenklosters Santa Maria, die ehemalige Kirche San Donato (an Stelle eines antiken Tempels im 9. Jahrhundert erbaut), jetzt Museum, etc. Bemerkenswert sind noch der ehemalige Palast der Prioren (jetzt Sitz des Statthalters), der erzbischöfliche und bischöfliche Palast, das Theater und die Cinque pozzi („fünf Brunnen“), 1574 von Sanmicheli erbaut, früher Zisterne, gegenwärtig durch die 1838 ausgeführte Wasserleitung gespeist.

Zara, Duomo S. Anastasia
Zara, Duomo S. Anastasia

Im Jahr 1900 leben hier mit dem Militär (1339 Mann) 13.016 (davon 65 % Italiener), als Gemeinde 32.551 vorwiegend serbokroatische Einwohner. Die Industrie umfasst mehrere Fabriken für Maraschino und andere Liköre, ferner eine Dampfmühle, Glasfabrik, Drahtstiftfabrik, Elektrizitätswerk und mehrere Buchdruckereien; außerdem wird Wachs- und Ölgewinnung sowie Fischerei betrieben. Der Schiffsverkehr Zaras umfasste 1906: 3973 beladen eingelaufene Schiffe von 797.938 Tonnen. Mit Triest, Fiume, Pola, Spalato, Sebenico, Ancona und andern Häfen steht Zara in regelmäßiger Dampferverbindung.

Zara, Porta Terraferma
Zara, Porta Terraferma

Die Stadt hat 5 Klöster, ferner an Unterrichtsanstalten ein italienisches und ein serbokroatisches Staatsobergymnasium, eine italienische Staatsunterrealschule, eine katholische und eine griechische theologische Lehranstalt mit Seminar, eine serbokroatische Lehrerbildungsanstalt (im Vorort Borgo Erizzo), eine Hebammenlehranstalt und eine öffentliche Bibliothek (Paravia) von 40.000 Bänden. Sonstige öffentliche Institute sind ein Krankenhaus mit Gebär- und Findelanstalt, eine Landesbodenkreditanstalt, Volksbank, Sparkasse, Leihhaus, das Museum San Donato etc.

Zara, Colonna e Campo S. Simeone
Zara, Colonna e Campo S. Simeone

Zara ist Sitz des Landtags und Landesausschusses, der Statthalterei, einer Bezirkshauptmannschaft, des Oberlandes- und Landesgerichts, der Finanzlandesdirektion, der Finanzprokuratur, einer Post- und Telegraphendirektion, einer Handels- und Gewerbekammer, eines Hafen- und Seesanitätskapitanats, des Landeskulturrates, eines Revierbergamtes, eines Militär- und eines Landwehrkommandos, eines römisch-katholischen Erzbischofs mit Metropolitankapitel, eines griechisch-nichtunierten Bischofs und eines italienischen Konsulats.

Zara, Riva Vecchia
Zara, Riva Vecchia

Zara hieß bei den Alten Jader und war die Hauptstadt von Liburnien. Im Mittelalter gehörte es zum oströmischen Reich, bis es infolge der Plünderungen durch türkische Seeräuber um 1000 sich in venezianischen Schutz begab und vom Kaiser Alexios I. förmlich abgetreten wurde. 1105 musste Zara die ungarische Herrschaft anerkennen. Hier siegten 1118 die Scharen des ungarischen Königs Stephan II. über die Venezianer, und Ordelofo Falieri, der Doge Venedigs, fand seinen Tod vor der Stadt. 1202 wurde Zara von den Venezianern mit Hilfe des französischen Kreuzheeres zurückerobert. Venezianische und ungarische Herrschaft wechselte nun, bis die Venezianer Zara dem König Wladislaw von Neapel, Prätendenten der ungarischen Krone, 1409 für 100.000 Dukaten abkauften. 1797 kam es mit Venedig an Österreich. Letzteres musste die Stadt 1805 an Frankreich abtreten, das sie 1809 zu den illyrischen Provinzen schlug. Im Dezember 1813 kam sie nach einer sechstägigen Beschießung durch Kapitulation wieder an Österreich.

Zara, Contadine dei dintorni
Zara, Contadine dei dintorni

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) bestimmte der Grenzvertrag von Rapallo (1920) die Übergabe der Stadt an Italien. Nach den Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) wurden alle Italiener vertrieben und Zara als Zadar Teil Kroatiens (Jugoslawiens).

Zadar, italienisch Zara, ist heute eine Stadt in Kroatien mit rund 75.000 Einwohnern (2011).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
  • „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
  • „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
  • „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
Wappen Kaisertum Österreich

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