Sarajevo, Ausblick vom Rathaus

Sarajevo (Sarajewo)

Sarajevo Hauptstadt Bosniens unter österreichischer Verwaltung (1878-1918), Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Sarajevo 41.543 Einwohner (1895), Städte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie

Sarajevo, Quai-Partie
Sarajevo, Quai-Partie

Sarajevo (Sarajewo) Hauptstadt Bosniens unter österreichischer Verwaltung (1878-1918)

Sarajevo (türkisch Bosna Saraj) ist die Hauptstadt Bosniens.

Dalmatien und das Okkupationsgebiet Bosnien und Herzegowina Karte 1900 (Prof. Hickmann's geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)
Dalmatien und das Okkupationsgebiet Bosnien und Herzegowina Karte 1900 (Prof. Hickmann’s geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)
Österreich-Ungarn. Religions-Karte 1895. (Prof. Hickmann's geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)
Österreich-Ungarn. Religions-Karte 1895. (Prof. Hickmann’s geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)

Sarajevo liegt 15 km von der Mündung der Miljačka in die Bosna sowie an der Bosnabahn (Bosnisch-Brod-Sarajevo) und den Staatsbahnlinien Sarajevo-Mostar-Gravosa und Sarajevo-Uvac (mit 99 Tunnels), malerisch in einer von hohen, zerklüfteten Bergen eingeschlossenen, gegen Westen offenen Mulde gelegen, 450 Meter über dem Meer. Sarajevo ist teilweise befestigt und eine der schönsten und reichsten türkischen Städte.

Sarajevo, Rathaus
Sarajevo, Rathaus

Der christliche Stadtteil in der Ebene besteht aus einer dichten Häusermasse mit geraden Straßen, wogegen die mohammedanischen Bezirke an der Berglehne mit ihren steilen, krummen Gassen und zwischen Gärten zerstreuten Häusergruppen ein treues Bild orientalischer Bauart bieten.

Sarajevo, Marktplatz
Sarajevo, Marktplatz

Sarajevo hat 4 katholische, eine evangelische (sämtlich erst nach 1878 erbaut) und 2 griechisch-orientalische Kirchen (darunter die katholische Domkirche in romanisch-gotischem Stil, die Herz-Jesukirche mit schöner Kuppel und die griechisch-orientalische Metropolitankirche), 3 katholische Klöster, 80 Moscheen (von denen die „Kaisermoschee“ [Careva Džamia] und die Begova Džamia mit 45 m hohem Minarett die größten, die übrigen unansehnlich sind), 6 mohammedanische Klöster und 3 Synagogen (darunter eine der „sephardischen“ Juden).

Sarajevo, Kaisermoschee
Sarajevo, Kaisermoschee

Nennenswerte Bauwerke Sarajevos sind die seit neuester Zeit renovierte alte Feste (mit 3 niedrigen Toren, auf über der Stadt sich erhebendem Felsen), der ehemalige Konak des Gouverneurs, das Palais der Landesregierung, Postdirektionsgebäude, Militärkasino, die neuen Schulgebäude, der Justizpalast, das Rathaus im maurischen Stil, die Landesbank, die erzbischöfliche Residenz, die großen Kasernen, zahlreiche private Neubauten und 10 Brücken. Eine Anzahl neuerbauter Forts umgeben die Stadt. Die Stadt Sarajevo besitzt Wasserleitung, elektrische Beleuchtung und Straßenbahn.

Sarajevo, Landeschef-Palais
Sarajevo, Landeschef-Palais

Im Jahr 1895 leben in Sarajevo 41.543 Einwohner (darunter 17.158 Moslems, 10.672 römische Katholiken, 5858 griechisch-orientalische Christen und 4058 Juden) und mehr als 3000 Mann Militär. Die Einwohner betreiben lebhaften Handel, eine große Tabakfabrik und erzeugen insbesondere wollene Tücher, Leder, Eisen- und Kupfergeräte, Feuerwaffen, Messerschmiedearbeiten, Säbel etc. Der moderne Geschäftsverkehr konzentriert sich in der großstädtisch angelegten Franz Josephs- und Rudolfsgasse, das öffentliche Leben der Mohammedaner in der aus bunt durcheinander laufenden Gassen bestehenden Caršia (Tscharschia, Markt mit feuersichern Basaren, Werkstätten etc.).

Sarajevo, Carsija Markt
Sarajevo, Carsija Markt

Sarajevo ist Sitz der Landesregierung, des 15. Korpskommandos, eines katholischen Erzbischofs, eines griechisch-orientalischen Metropoliten, des Reis ül Ulema sowie der Konsuln aller Großmächte, hat eine Landesbank, ein Obergymnasium, eine Oberrealschule, eine Handels- und mehrere höhere Mädchenschulen, mehrere geistliche Seminare, ein Militär-Knabenpensionat, 11 Volksschulen, darunter 2 deutsche, 2 Regierungsateliers für Kunstgewerbe und Teppichweberei, ein Handelsmuseum, ein neues großes Landes- und ein Militärspital, ein Theater und einen Stadtpark.

Sarajevo, Begova-Moschee
Sarajevo, Begova-Moschee

In nächster Nähe die kühne, alttürkische Ziegenbrücke (Kozija čupria) über die Miljačka, weiterhin der auf einem Reitweg zu erreichende Gipfel des Trebević (1630 m), mit Touristenhaus, ferner das Bad Ilidže. Ein meteorologisches Observatorium, das einzige auf der Balkanhalbinsel, steht auf der 2067 m hohen Bjelasnica, 29 km (Luftlinie) von Sarajevo. Zur Römerzeit soll hier eine Militärstation gewesen sein; furchtbare Brände (1480, 1644, 1656, 1687 und 1879) haben viel urkundliches Material auch über die spätere Stadtgeschichte vernichtet.

Sarajevo, Franz-Josef-Straße
Sarajevo, Franz-Josef-Straße

Der Türke Kurai Khan, der 1463 Sarajevo eroberte, erbaute auf den Trümmern der Burgfeste Bosnavár (Brhbosna, Barbossame) 1465 eine neue Felsenburg; Moscheen, Bäder, eine Wasserleitung etc. schlossen sich an. Der neue Palast (Seraj) rührt vom ersten Wesir Bosniens, Ghazi Husref Beg (1501–39), her. Die 415 Jahre dauernde Türkenherrschaft wurde im September 1697 durch Eugen von Savoyen nur auf wenige Stunden unterbrochen; erst am 18. August 1878 wurde die Stadt durch den österreichischen Feldzeugmeister Baron Philippovich zurückgewonnen. Von jeher Sitz des bosnischen Grundadels (Beys), war Sarajevo 1850–78 auch Sitz der türkischen Walis (Statthalter).

Sarajevo, Attentatsort 1914
Sarajevo, Attentatsort 1914

Nach Beendigung der Okkupation und dem Brande von 1879 wurden zufolge des neuen Regulierungsplans massive Steinbauten ausgeführt. Am 28. Juni 1914 kam es in Sarajevo zum Attentat auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie, das die Welt in den Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) führte.

Sarajevo ist heute die Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina und hat rund 300.000 Einwohner.

Wappen Kaisertum Österreich

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
  • „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
  • „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
  • „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915

Ähnliche Beiträge

Vorherige SeiteNächste Seite
BosnienBanjaluka

Kommentar verfassen