Wismar, Hafen

Wismar

Wismar im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Wismar 22.028 Einwohner – 1905 = 200. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.

Wismar, Hafen
Wismar, Hafen

Wismar im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin

Wismar ist die zweite See- und Handelsstadt des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin, an der Südspitze einer durch die Insel Poel geschützten Bucht der Ostsee, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Ludwigslust-Wismar und Wismar-Rostock.

Wismar Stadtplan 1910 (Wagner & Debes Leipzig)
Wismar Stadtplan 1910 (Wagner & Debes Leipzig)

Die Stadt Wismar hat 4 evangelische Kirchen: die Marienkirche im gotischen Stil mit 80 Meter hohem Turm aus dem 14. Jahrhundert, die Georgenkirche aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die Nikolaikirche aus dem 15. Jahrhundert, mit alten Wandmalereien und die Heilige Geistkirche.

Landkarte Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Bremen, Hamburg, Lübeck
Landkarte Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Bremen, Hamburg, Lübeck

Bemerkenswert sind das Rathaus mit gotischem Kellergewölbe, die „alte Schule“, ein zierlicher, gotischer Bau aus dem 14. Jahrhundert, jetzt Altertumsmuseum, das große Wassertor aus dem 15. Jahrhundert, der Fürstenhof, ein Backsteinbau im Stil der italienischen Frührenaissance aus der Mitte des 16. Jahrhundert, früher Residenz der Herzoge, später schwedisches Tribunal, jetzt Amtsgericht etc.

Wismar, Markt mit Wasserkunst
Wismar, Markt mit Wasserkunst

Im Jahr 1905 leben in Wismar mit der Garnison (ein Füsilierbataillon Nr. 90) 21.902 Einwohner, der Großteil sind Evangelische, 400 sind Katholiken und 32 Juden. Wismar hat eine Waggonfabrik, Eisengießerei, Maschinenbau. Hobelwerke, Papier-, Düten-, Zucker-, Malz-, Essig-, Ofen-, Dachpappen-, Asphalt-, Zement-, Draht waren-, Tau-, Holzschuh-, Leisten- und Zichorienfabrikation, Roßhaarspinnerei, ein Elektrizitätswerk, Spiritusbrennerei, Bierbrauerei, Fischräucherei etc. Der Handel, vorzugsweise Seehandel, unterstützt durch eine Nebenstelle der Reichsbank, ist wichtig in Holz, Steinkohlen, Getreide, Wein, Seegras, Kalksteinen, Granit, Papier, Zucker etc.

Wismar, Hauptwache
Wismar, Hauptwache

Die dortige Reederei zählte 1906: 22 Seeschiffe zu 15.403 Registertonnen Raumgehalt. Im Hafen kamen an in demselben Jahre 809 beladene Schiffe mit 121.243 Registertonnen; es gingen ab: 543 Schiffe mit 39.483 Registertonnen Raumgehalt. Wismar hat eine besondere Flagge, eigene Gesetzgebung und freie Stadtverwaltung; es ist Sitz eines Amtsgerichts, eines Domanialamts, eines Hauptzollamts, eines Strand- und eines Seemannsamts und hat ein Gymnasium mit Realschule, eine Gewerbeschule, ein Theater etc. 5 km nordwestlich das Seebad Wendorf.

Wismar, Markt Südseite mit "alten Schweden"
Wismar, Markt Südseite mit „alten Schweden“

Wismar erhielt 1229 das schwerinische, 1266 das lübische Stadtrecht, kam 1301 an Mecklenburg, trat im 13. Jahrhundert dem Hansabund bei, geriet aber seit dem 16. Jahrhundert in Verfall. Im Westfälischen Frieden 1648 kam die Stadt zugleich mit der die Domanialämter Neukloster und Poel umfassenden Herrschaft Wismar an Schweden. 1675 wurde die stark befestigte Stadt durch die Dänen belagert und durch Kapitulation erobert, jedoch 1678 wieder herausgegeben.

Wismar, Hafen
Wismar, Hafen

1712 wiederum von Dänen, 1716 aber von Dänen, Preußen und Hannoveranern belagert, verlor Wismar die Festungswerke. 1803 wurde die ganze Herrschaft Wismar von Schweden an Mecklenburg-Schwerin für 1.258.000 Taler verpfändet und 1897 unter die Landstände aufgenommen. 1903 verzichtete Schweden auch formell auf sein Recht, das Pfand Wismar wieder einzulösen.

Wismar ist heute eine Hansestadt in Mecklenburg-Vorpommern, Landkreis Nordwestmecklenburg, mit rund 43.000 Einwohnern (2021).

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
Reichsadler 1889-1918

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