S.M.S. Kurfürst Friedrich Wilhelm (1891), Panzerschiff der Kaiserlichen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.
S.M.S. Kurfürst Friedrich Wilhelm (1891) – Angaben
Name: | Kurfürst Friedrich Wilhelm |
Namensherkunft: | Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst,* 16.02.1620 in Berlin, † 09.05.1688 in Potsdam, seit 1640 Kurfürst von Brandenburg, legte die Grundlagen des preußischen Staates. |
Stapellauf: | 30.06.1891 in Wilhelmshaven (Kaiserliche Werft Wilhelmshaven) |
Schiffsklasse: | Brandenburg-Klasse |
Schwesterschiffe: | S.M.S. Brandenburg (1891), S.M.S. Kurfürst Friedrich Wilhelm (1891), S.M.S. Weißenburg (1891), S.M.S. Wörth (1892) |
Besatzung: | ca. 568 Mann |
Maße: | Länge 108 m, Breite 19,5 m, Tiefgang 7,4 m |
Wasserverdrängung: | 10060 Tonnen |
Maximale Geschwindigkeit: | 17 kn |
Maschinenleistung: | 10.000 PS, 2 stehende Dreifach-Expansionsmaschinen, Kessel 12 Zylinder mit rückkehrender Flamme. |
Aktionsradius | 4500 Seemeilen |
Bewaffnung: | 6 Kanonen Kaliber 28 cm, 8 Kanonen Kaliber 10,5 cm, 8 Schnellfeuerkanonen Kaliber 8,8 cm, 12 Maschinenkanonen 3,7 cm, Torpedos |
Ende: | 1910 an die Türkei verkauft, 1915 vom britischen U-Boot E 11 versenkt |
S.M.S. Kurfürst Friedrich Wilhelm (1891) – Indiensthaltung und Kommandanten
29.04.1894 – 05.09.1894 | Kapitän zur See Valette † (4/94 – 6/94) Kapitän zur See Rudolf Rittmeyer (6/94 – 9/94) |
01.11.1894 – 14.10.1902 | Kapitän zur See Oscar Boeters (11/94 – 10/95) Korvettenkapitän Otto Hoepner (in Vertretung) 10/95 Kapitän zur See Friedrich Graf von Baudissin (10/95 – 9/97) Kapitän zur See Karl Galster (9/97 – 10/99) Kapitän zur See Henning von Holtzendorff (10/99 – 09/01) Kapitän zur See Johannes Wallmann (09 – 10/02 |
14.12.1905 – 01.09.1910 | Fregattenkapitän / Kapitän zur See Karl von Levetzow † (12/05 – 10/06) Korvettenkapitän Franz Brüninghaus (in Vertretung) 10/06 Kapitän zur See Friedrich Marwede (10/06 – 09/08) Kapitän zur See Leo Jacobson (09/08 – 11/09) Fregattenkapitän / Kapitän zur See Hans Uthemann (11/09 – 09/10) |
S.M.S. Kurfürst Friedrich Wilhelm (1891) – Geschichte
Im Jahre 1888 wurde der 18jährige Wilhelm als Kaiser Wilhelm II. deutscher Kaiser. Er zeigte ein starkes Interesse an maritimen Fragen und schickte sich an, zum Schutze des wirtschaftlich aufblühenden Reiches und seiner jungen Kolonien in Übersee eine angemessene Flotte zu bauen. General von Caprivi wurde von seiner Stellung als Chef der Admiralität entbunden.
Der Monarch gliederte die Admiralität in das Oberkommando der Marine und das Reichsmarineamt (Verwaltung) auf und unterstellte beide Spitzenbehörden erstmalig Admiralen. Außerdem schuf er ein Marinekabinett, das ihm zur Ausübung der Kommandogewalt unterstand. Die Schiffe der deutschen Flotte waren inzwischen größtenteils überaltert, und selbst moderne Bauten entsprachen nicht mehr den Anforderungen der Taktik und Technik.
Eine erste Maßnahme war noch 1888 der Planungsbeginn von 4 großen Panzerschiffen der Brandenburg-Klasse. Der Entwurf dieser ausgezeichneten Schiffe stammte von dem hochbegabten Chefkonstrukteur der Kaiserlichen Marine, Alfred Dietrich, dessen ideenreichen Konstruktionen sie eine ganze Anzahl verschiedenartiger Typen und Klassen verdankt.
Besonders in der Panzerung, der wasserdichten Unterteilung, der Antriebsanlage und der Bewaffnung brauchte man den Vergleich mit entsprechenden ausländischen Schiffen nicht mehr zu scheuen. Die Brandenburg-Klasse war mit 6 28-cm-Geschützen stärker als vergleichbare Bauten anderer Marinen bestückt. Am Nickelstahlpanzergürtel betrug die größte Dicke 40 cm.
Im Juli 1900 wurde S.M.S. Kurfürst Friedrich Wilhelm gemeinsam mit anderen Schiffen als „Ostasiatischen Expeditionskorps“ zur Niederschlagung des Boxeraufstandes nach China entsandt, ohne dort irgendwelche kriegerischen Handlungen zu unternehmen. Mitte August 1901 erreichte das Linienschiff wieder den deutschen Heimathafen Kiel und wurde später verschiedentlich umgebaut.
Ab 1907 versah S.M.S. Kurfürst Friedrich Wilhelm seinen Dienst in der Reserveformation der Nordsee.
Heireddin Barbarossa
Ab 1910 fuhr das Schiff als „Heireddin Barbarossa“ unter türkischer Flagge.
1910 wurde S.M.S. Kurfürst Friedrich Wilhelm für 9 Millionen Mark an das Osmanische Reich (Türkei) verkauft, dort fuhr es unter dem Namen „Heireddin Barbarossa“ (Barbaros Hayreddin). In dieser Zeit wurde auch das Schwesterschiff S.M.S. Weißenburg verkauft und führ dort unter dem Namen „Torgut Reis“ unter türkischer Flagge.
Während des Ersten Weltkriegs (1914 – 1918) führte auf „Heireddin Barbarossa“ der deutschen Kommandant Hermann Lorey (* 25.09.1877 – † 15.10.1954) das Kommando. Am 8. August 1915 wurde das ehemalige Kriegsschiff der Kaiserlichen Marine in den Dardanellen, durch das britische U-Boot E11 torpediert und versenkt, dabei verloren 253 Seeleute der deutsch-türkischen Mannschaft ihr Leben.
Bildergalerie
Quellenhinweise:
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1880
- „Deutschlands Seemacht“ von Georg Wislicenus – Verlag Friedrich Wilhelm Grunow, Leipzig 1896
- „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“ 1898
- „Bilder aus der deutschen Seekriegsgeschichte“ von Vizeadmiral a.D. Reinhold Werner – München 1899
- „Nauticus – Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ 1899-19
- „Überall“ Illustrierte Zeitschrift für Armee und Marine, Jahrgänge
- „Das Buch von der Deutschen Flotte“, von R. Werner, Verlag von Velhagen und Klasing – Bielefeld und Leipzig 1902
- „Deutschland zur See“ von Victor Laverrenz, Berlin 1900
- „Marine-Album“ Berlin 1910
- „Deutschland zur See“ Illustrierte Wochenschrift, Zeitschrift des Vereins „Marinedank“, Berlin, Jahrgänge
- „Der Völkerkrieg – Eine Chronik der Ereignisse seit dem 1.Juli 1914“ Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart 1914-1922
- „Taschenbuch der Kriegsflotten“, J.F. Lehmann’s Verlag, München Jahrgänge von 1900 bis 1936
- „Kennung der deutschen Kriegsschiffe und Torpedoboote“ – Admiralstab der Marine 1917
- „Das Reichsarchiv“ Band 1 – 36, Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1924
- „Unsere Marine im Weltkrieg 1914-1918“ Vaterländischer Verlag Berlin 1927
- „Deutsche Seefahrt“ – von Trotha und König, Otto Franke/ Verlagsgesellschaft Berlin – Birkenwerder 1928
- „Marinearchiv“ Band I und II Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i.O. 1931
- „Unsere Marine – Schiffsbilder“, Bilder der Reichsmarinesammlung im Museum für Meereskunde zu Berlin (1930)
- „So war die alte Kriegsmarine“ von Eberhard von Mantey – Berlin 1935
- „Die deutschen Kriegsschiffe“, Groener 1966
- „Die Deutschen Kriegsschiffe“, Hildebrand/Röhr/Steinmetz
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