Zug, Zugerin

Zug

Der Kanton Zug in einer Darstellung um 1900, Geschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Hauptort Zug

Zug, Aussicht von St. Michael
Zug, Aussicht von St. Michael

Kanton Zug

Kanton Zug, Karte 1914
Kanton Zug, Karte 1914

Zug, mit 239,2 km² der kleinste und fast in der Mitte des Landes gelegene Kanton der Schweiz, zwischen den Kantonen Zürich, Schwyz, Luzern und Aargau, d. h. im Übergang der aus Nagelfluh bestehenden Voralpen (Roßberg 1582 m) zur schweizerischen Hochebene. Er umfasst das mit Moränen bedeckte Plateau von Menzingen, das Ägerital und die Gebiete um den Zuger See und wird fast ausschließlich durch die Lorze zur Reuß entwässert. Von den Seen abgesehen, sind nur 11,46 km² unproduktives Land. Die Waldfläche beträgt 51,69 km². Die Deutsch sprechende Bevölkerung betrug 1900: 25.206 Seelen, überwiegend katholischer Konfession (nur 1701 Protestanten).

Zug
Zug

Stadt Zug

Zug ist die Hauptstadt des gleichnamigen Kantons. Sie liegt an dem nach ihr benannten See, am Fuße des aussichtsreichen, fruchtbaren Zuger Berges und 428 Meter über dem Meer. Die Stadt ist an den Bahnlinien Zürich-Luzern und Zürich-Zug-Goldau gelegen, von Obstgärten und Wiesen umgeben. Zahlreiche mittelalterliche Türme und schöne öffentliche Bauten charakterisieren das „schweizerische Nürnberg“, 7 Kirchen (darunter die neue, außerhalb der Stadt gelegene Kirche St. Michael und die ehrwürdige St. Oswaldkirche), ein Kapuziner- und Franziskanerkloster, ein spätgotisches Rathaus (mit Originalstöcken der Landkarten in Stumpfs Schweizer Chronik des 16. Jahrhundert), ein neues Regierungs- und Postgebäude, der geräumige Bahnhof, das Zeughaus, das Spital.

Zug, Hotel Ochsen, Kolinplatz
Zug, Hotel Ochsen, Kolinplatz

Zug hat Baumwollweberei, Fabrikation von Tabak, Seife, Metallwaren, Glühlampen, Elektrizitätszählern, ein Sägewerk und im Jahr 1900 = 6593 Einwohner, die überwiegende Mehrheit sind Katholiken, 725 sind Protestanten für die 1906 eine besondere Kirche erbaut wurde. Im Gebiete der Altstadt versank am 4. März 1435 die untere Gasse mit 26 Häusern und 60 Personen; am 5. Juli 1887 etwas nördlicher ein Areal von 9000 m² mit 20 Gebäuden und 11 Menschen. Hauptursache war eine durch Hafenbauten überlastete, ausgedehnte Lage von durchtränktem Schlammsand. Seit 1907 ist Zug mit den Hotels auf dem Zuger Berg (940 m) durch eine elektrische Seilbahn verbunden.

Zug, Kolinbrunnen
Zug, Kolinbrunnen

Aufnahme in die Schweizer Eidgenossenschaft:

1352 treten Glarus als 6. und Zug als 7. Kanton der Eidgenossenschaft bei.

Schweizer Kantone, Karte 1914
Schweizer Kantone, Karte 1914

Größe:

  • 1879: 239 km²,
  • 1905: 239,2 km²
  • 1920: 240,1 km²

Bevölkerungsdichte:

1879:  92,78 Einwohner/km²

Einwohner:

  • 1879: 22.195
  • 1880: 23.001
  • 1900: 25.206
Aargau - Luzern - Zug (Freiämtlerin)
Aargau – Luzern – Zug (Freiämtlerin)

Gewässer:

Flüsse Reuss und Sihl, Zugersee und Ägerisee

Sprachen:

(Angaben 1879)

  • 99,8 % Deutsch
  •  0,2 % Italienisch und Rätoromanisch

Religionen:

Der Kanton Zug ist ein römisch-katholischer Kanton. (Angaben 1879)

  •  4,2 % protestantisch
  • 95,7 % römisch-katholisch
Zug
Zug

Wirtschaft:

Die Bewohner des Kantons Zug beschäftigen sich vorherrschend mit Landbau und Viehzucht. Bedeutend ist der Obstbau (Kernobst, Kirschen, echte Kastanien bei Walchwil) und die Wiesenkultur. Man zählte im Jahr 1906: 861 Pferde, 13.582 Rinder der Schwyzer Rasse, 2802 Schweine, 141 Schafe, 582 Ziegen und 4 Fischzuchtanstalten. Die Industrie umfasst Baumwollspinnerei und -Weberei (Unter-Ägeri und Baar), Seidenweberei als Hausindustrie; weltbekannt sind die Etablissements der Anglo Swiss Condensed Milk Co. in Cham. In neuerer Zeit ist der Kanton durch die Strecke Zug-Goldau direkt an die nördliche Zufahrtslinie der Gotthardbahn angeschlossen worden; auch besteht Automobilverkehr zwischen den Tal- und Berggemeinden. Für den öffentlichen Unterricht sorgen die Kantonsschule in Zug, die privaten Lehrerbildungsanstalten in Zug und Menzingen, 7 Sekundar- und 22 Primarschulen. Der Kanton und die 11 Gemeinden verausgabten 1904 für das gesamte Unterrichtswesen 110.519 Franken.

Zug mit Alpen
Zug mit Alpen

Politische Verwaltung und Einteilung:

Nach der Verfassung vom 31. Januar 1904 ist Zug ein demokratisch-repräsentativer Freistaat mit fakultativem Referendum, Initiative und proportionalem Wahlsystem. Die Legislative ist der direkt auf 4 Jahre gewählte Kantonsrat (je ein Mitglied auf 350 Einwohner), die Exekutive der auf dieselbe Wahlart bestimmte, aus sieben Mitgliedern bestehende Regierungsrat. Das Kantonsgericht entscheidet als Strafgericht und zugleich in gewissen Zivilstreitigkeiten. Die Staatsrechnung für 1906 enthält an Einnahmen 638.653 Franken, an Ausgaben 617.152 Franken. Das Vermögen vermehrte sich im gleichen Jahre um 21.865 Franken. Hauptort ist Zug.

Zug mit Alpen
Zug mit Alpen

Städte und Gemeinden:

Der Kanton Zug besteht aus einem Bezirk mit 11 Gemeinden. (Angaben 1880).Zug, Baar, Cham , Oberägeri, Unterägeri, Menzingen, Hünenberg, Steinhausen, Risch, Walchwil, Neuheim

Geschichte

Die Stadt Zug, aus einem Hof der Grafen von Kyburg entstanden, kam 1273 durch Kauf an die Habsburger, die auch grundherrliche Rechte in Ägeri, Baar und Menzingen sowie die Vogtei über die vier Orte besaßen. Alle diese Rechte und Besitzungen machten das Amt Zug aus; im Gegensatze zur Stadt hießen die drei Dorfgemeinden das „äußere“ Amt. Als 1351 Krieg zwischen Österreich und den Eidgenossen ausbrach, nahmen letztere nach 18tägiger Belagerung die Stadt ein und schlossen mit ihr und dem Amt am 27. Juni 1352 ein ewiges Bündnis. Zwar musste Zug wie Glarus infolge des Regensburger Friedens 1355 der Herrschaft wieder huldigen, aber 1364 besetzten es die Schwyzer aufs neue, und durch den Sempacher Krieg wurde seine Unabhängigkeit festgestellt.

Zug, Pilatus
Zug, Pilatus

Da der Bund nicht bloß mit der Stadt, sondern auch mit den drei Dorfgemeinden geschlossen worden war, die ihre Gleichberechtigung argwöhnisch wahrten, so zählte der eidgenössische Ort Zug nicht zu den „Städten“, sondern zu den „Ländern“ und besaß auch eine demokratische Verfassung mit Landsgemeinde. Das übrige Gebiet des jetzigen Kantons (Walchwil, Cham etc.) war dagegen ein erworbenes Untertanenland der Stadt. Zug schloss sich stets aufs engste den Waldstätten an, nahm teil an ihren Kämpfen gegen die Reformierten sowie an ihrem Söldnergewerbe und wurde 1798 mit ihnen zu dem helvetischen Kanton Waldstätten verschmolzen. Die Mediationsakte gab ihm 1803 seine Selbständigkeit zurück. Es nahm teil am Sonderbund, kapitulierte aber schon am 21. November 1847 vor den entscheidenden Kämpfen, worauf es 1848 seine Landsgemeinde mit einer Repräsentativverfassung vertauschte. 1873 wurden das fakultative Referendum und die Initiative, durch eine Verfassungsrevision vom 31. Januar 1894 das Proportionalwahlsystem eingeführt.

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Ortslexikon der Schweiz“ von Henry Weber, Verlag von M. Kreutzmann, St. Gallen 1887
  • „Meyers Konversations-Lexikon“ in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
  • „Meyers kleines Konversations-Lexikon“ in 6 Bänden 1908
  • „Meyers Lexikon“ in 12 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig 1924
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