Niederlande: "Wilhelmus van Nassouwe"

Niederländische Nationalhymne Wilhelmus

Wilhelmus (Wilhelm) ist die Nationalhymne der Niederlande und die Hymne der großherzoglichen Familie des Großherzogtums Luxemburg

Wilhelmus van Nassouwe
Wilhelmus van Nassouwe

Von allen Volkshymnen (Nationalhymnen) besitzt die niederländische Volkshymne „Wilhelmus van Nassouwe“ das höchste Alter. Es ist ein kurz nach 1568 entstandenes, seit 1576 bestimmt nachweisbares Geusenlied, das von Marnix van St. Aldegonde gedichtet ist, dessen Melodie aber ein noch älteres französisches Jagdlied sein soll. Es stammt aus der Zeit des Achtzigjährigen Krieges (1568 – 1648), in dem die Niederlande ihre Unabhängigkeit von Spanien erkämpften. Der Text verherrlicht Wilhelm von Oranien und sein Kampf für die Unabhängigkeit der Niederlande und die Religionsfreiheit gegen den spanischen König Philipp II.

Wilhelm von Oranien
* 16.04.1533 in Dillenburg (bei Wiesbaden),
† 10.07.1584 in Delft durch Balthasar Gerhard erschossen;
Prinz von Oranien, Graf von Nassau, Begründer der niederländischen Unabhängigkeit.

Im 18. Jahrhundert kam das Wilhelmus vornehmlich als Kampflied der Orangisten zum Einsatz, seit 1932 ist es die offizielle Nationalhymne der Niederlande.

Der Originaltext des Wilhelmus ist deutsch und ein Akrostichon; das heißt, die Anfangsbuchstaben der fünfzehn Strophen ergeben den Namen „Willem van Nazzov“.

Der Wilhelm (Originaltext)

Philip von Marnix, Herr von St. Aldegonde (~1538-1598)

Wilhelmus von Nassawe
bin ich von teutschem blut,
dem vaterland getrawe
bleib ich bis in den todt;
ein printze von Uranien
bin ich frey unerfehrt,
den könig von Hispanien
hab ich allzeit geehrt.

In Gottes forcht zu leben
hab ich allzeit betracht,
darum bin ich vertrieben,
umb land, und leut gebracht;
aber Gott soll mich regieren
als ein gut instrument
das ich mag widerkehren
wol in mein regiment.

Leid euch, mein untersassen,
die auffrecht sein von art,
Gott wird euch nicht verlassen,
all seit jhr nun beschwert;
wer from begert zu leben
der bitt Gott nacht und tag,
das er mir krafft wöll geben,
das ich euch helffen mag:

Leib und gut als zusammen
habe ich nit gespart,
mein brüder hoch mit namen
haben euch auch verwart;
Graff Adolff ist geblieben
in Friesland in der schlacht,
sein seel im ewigen leben
erwardt den jüngsten tag.

Edel und hochgeboren,
von keyserlichem stamm,
ein fürst des reichs erkoren,
als ein from christenman,
für gottes wort geprisen
hab ich frey unverzagt,
als ein held sonder forchten,
mein edel blut gewagt.

Mein schild und mein vertrawen
bistu, o Gott mein herr,
auff dich so will ich bawen,
verlas mich nimmer mehr;
das ich doch from mag bleiben,
dir dienen zu aller stund,
die tyranney vertreiben
die mir mein hertz durchwund.

Von allen, die mich beschweren,
und mein verfolger sein,
mein Gott, wölst doch bewaren
den trewen diener dein;
das sie mich nit verraschen
in ihrem bösen mut,
jr hende nit thun waschen
in mein unschüldigen blut.

Als David muste fliehen
vor Saulo dem tyrann,
so hab ich müssen weichen
mit manchem edelman;
aber Gott thet jhn erheben,
erlösen aus aller not,
ein königreich gegeben
in Israel, sehr gros.

Noch sawr werd ich empfangen
von Gott meim herren das süsz,
darnach so thut verlangen
mein fürstelich gemüt;
das ich doch möge sterben
mit ehren in dem feld,
ein ewigs reich erwerben
als ein getrewer heldt.

Nichts thut mich mehr erbarmen
in meinem widersput,
denn das man sicht verarmen‘
des königs landen gut;
das euch die Spanier krencken,
o edel Niderland gut,
wenn ich daran gedencken,
mein edel hertz das blut.

Als ein printz auffgesessen
mit meiner heereskrafft,
wol von dem feind vermessen
hab ich die schlacht verwacht;
der, bey Mastrich lag vergraben,
beförchtet mein gewalt,
mein reuter sach man traben
sehr mutig durch das feld.

So es der wil des herren
auf die zeit wer gewest,
het ich gern wöllen kehren
von euch dis schwere tempest;
aber der herr dort oben,
der alle ding regiert,
den man allzeit mus loben,
der hat es nit begert.

sehr christlich war getrieben
mein fürstelich gemüt;
standhafftig ist geblieben
mein hertz in widerspüt;
den herrn hab ich gebeten,
aus meines hertzen grundt,
das er mein sach wöll richten,
mein unschuld machen kundt.

Urlaub, mein armen schaffen,
die sein in grosser not,
ewer hirt der sol nit schlaffen;
und, seid jr nun verstrewt,
zu Gott wölt euch begeben,
sein heilsam wort nempt an,
als fromme christen leben,
sol hie bald sein gethan.

Vor Gott wil ich bekennen
und seiner grossen macht,
das ich zu keinen zeiten
den könig hab veracht,
den das ich Gott den herren,
der höchsten majestet,
hab müssen obedieren
in der gerechtigkeit.

Het Wilhelmus (niederländisch)

Wilhelmus van Nassouwe
Ben ick van Duytschen bloet,
Den Vaderlant getrouwe
Blyf ick tot in den doot:
Een Prince van Oraengien
Ben ick vrij onverveert,
Den Coninck van Hispaengien
Heb ick altijt gheeert.

In Godes vrees te leven
Heb ick altyt betracht,
Daerom ben ick verdreven
Om Landt om Luyd ghebracht:
Maer God sal mij regeren
Als een goet Instrument,
Dat ick zal wederkeeren
In mijnen Regiment.

Lydt u myn Ondersaten
Die oprecht zyn van aert,
Godt sal u niet verlaten
Al zijt ghy nu beswaert:
Die vroom begheert te leven
Bidt Godt nacht ende dach,
Dat hy my cracht wil gheven
Dat ick u helpen mach.

Lyf en goet al te samen
Heb ick u niet verschoont,
Mijn broeders hooch van Namen
Hebbent u oock vertoont:
Graef Adolff is ghebleven
In Vriesland in den slaech,
Syn Siel int ewich Leven
Verwacht den Jongsten dach.

Edel en Hooch gheboren
Van Keyserlicken Stam:
Een Vorst des Rijcks vercoren
Als een vroom Christen man,
Voor Godes Woort ghepreesen
Heb ick vrij onversaecht,
Als een Helt sonder vreesen
Mijn edel bloet ghewaecht.

Mijn Schilt ende betrouwen
Sijt ghy, o Godt mijn Heer,
Op u soo wil ick bouwen
Verlaet mij nemmermeer:
Dat ick doch vroom mach blijven
V dienaer taller stondt,
Die Tyranny verdrijven,
Die my mijn hert doorwondt.

Van al die my beswaren,
End mijn Vervolghers zijn,
Mijn Godt wilt doch bewaren
Den trouwen dienaer dijn:
Dat sy my niet verrasschen
In haren boosen moet,
Haer handen niet en wasschen
In mijn onschuldich bloet.

Als David moeste vluchten
Voor Saul den Tyran:
Soo heb ick moeten suchten
Met menich Edelman:
Maer Godt heeft hem verheven
Verlost uit alder noot,
Een Coninckrijk ghegheven
In Israel seer groot.

Na tsuer sal ick ontfanghen
Van Godt mijn Heer dat soet,
Daer na so doet verlanghen
Mijn Vorstelick ghemoet:
Dat is dat ick mach sterven
Met eeren in dat Velt,
Een eewich Rijck verwerven
Als een ghetrouwe Helt.

Niet doet my meer erbarmen
In mijnen wederspoet,
Dan dat men siet verarmen
Des Conincks Landen goet,
Dat v de Spaengiaerts crencken
O Edel Neerlandt soet,
Als ick daer aen ghedencke
Mijn Edel hert dat bloet.

Als een Prins op gheseten
Met mijner Heyres cracht,
Van den Tyran vermeten
Heb ick den Slach verwacht,
Die by Maestricht begraven
Bevreesde mijn ghewelt,
Mijn ruyters sach men draven.
Seer moedich door dat Velt.

Soo het den wille des Heeren
Op die tyt had gheweest,
Had ick gheern willen keeren
Van v dit swaer tempeest:
Maer de Heer van hier boven
Die alle dinck regeert.
Diemen altijd moet loven
En heeftet niet begheert.

Seer Christlick was ghedreven
Mijn Princelick ghemoet,
Stantvastich is ghebleven
Mijn hert in teghenspoet,
Den Heer heb ick ghebeden
Van mijnes herten gront,
Dat hy mijn saeck wil reden,
Mijn onschult doen bekant.

Oorlof mijn arme Schapen
Die zijt in grooten noot,
V Herder sal niet slapen
Al zijt ghy nu verstroyt:
Tot Godt wilt v begheven,
Syn heylsaem Woort neemt aen,
Als vrome Christen leven,
Tsal hier haest zijn ghedaen.

Voor Godt wil ick belijden
End zijner grooter Macht,
Dat ick tot gheenen tijden
Den Coninck heb veracht:
Dan dat ick Godt den Heere
Der hoochster Maiesteyt,
Heb moeten obedieren,
In der gherechticheyt.

William of Nassau (englisch)

William of Nassau, scion
Of a Dutch and ancient line,
I dedicate undying
Faith to this land of mine.
A prince I am, undaunted,
Of Orange, ever free,
To the king of Spain I’ve granted
A lifelong loyalty.

I’ve ever tried to live in
The fear of God’s command
And therefore I’ve been driven
From people, home, and land,
But God, I trust, will rate me
His willing instrument
And one day reinstate me
Into my government.

Let no despair betray you,
My subjects true and good.
The Lord will surely stay you
Though now you are pursued.
He who would live devoutly
Must pray God day and night
To throw His power about me
As champion of your right.

Life and my all for others
I sacrificed, for you!
And my illustrious brothers
Proved their devotion too.
Count Adolf, more’s the pity,
Fell in the Frisian fray,
And in the eternal city
Awaits the judgement day.

I, nobly born, descended
From an imperial stock.
An empire’s prince, defended
(Braving the battle’s shock
Heroically and fearless
As a pious Christian ought)
With my life’s blood the peerless
Gospel of God our Lord.

A shield and my reliance,
O God, Thou ever wert.
I’ll trust unto Thy guidance.
O leave me not ungirt.
That I may stay a pious
Servant of Thine for aye
And drive the plagues that try us
And tyranny away.

My God, I pray thee, save me
From all who do pursue
And threaten to enslave me,
Thy trusted servant true.
O Father, do not sanction
Their wicked, foul design,
Don’t let them wash their hands in
This guiltless blood of mine.

O David, thou soughtest shelter
From King Saul’s tyranny.
Even so I fled this welter
And many a lord with me.
But God the Lord did save him
From exile and its hell
And, in His mercy, gave him
A realm in Israel.

Fear not ‚t will rain sans ceasing
The clouds are bound to part.
I bide that sight so pleasing
Unto my princely heart,
Which is that I with honour
Encounter death in war
And meet in heaven my Donor
His faithful warrior.

Nothing so moves my pity
As seeing through these lands
Field, village, town and city
Pillaged by roving hands.
O that the Spaniards rape thee
My Netherlands so sweet
The thought of that does grip me
Causing my heart to bleed.

Astride on steed of mettle
I’ve waited with my host
The tyrant’s call to battle
Who durst not do his boast
For, near Maastricht ensconced,
He feared the force I wield
My horsemen saw one bounce it
Bravely across the field.

Surely if God had willed it,
When that fierce tempest blew,
My power would have stilled it
Or turned its blast from you.
But He who dwells in heaven,
Whence all our blessings flow,
For which aye praise be given,
Did not desire it so.

Steadfast my heart remaineth
In my adversity
My princely courage straineth
All nerves to live and be.
I’ve prayed the Lord my Master
With fervid heart and tense
To save me from disaster
And prove my innocence.

Alas! my flock. To sever
Is hard on us. Farewell.
Your Shepherd wakes, wherever
Dispersed you may dwell.
Pray God that He may ease you.
His gospel be your cure.
Walk in the steps of Jesu
This life will not endure.

Unto the lord His power
I do confession make
That ne’er at any hour
Ill of the king I spake.
But unto God, the greatest
Of Majesties I owe
Obedience first and latest
For Justice wills it so.

Das Wilhelmus ist seit dem 10. Mai 1932 die offizielle niederländische Nationalhymne. An diesem Tag beschloss der Ministerrat, dass bei allen offiziellen Anlässen das Wilhelmus von Nassau gespielt werden sollte. Aber auch vor 1932 wurde bei offiziellen Anlässen schon häufig das Wilhelmus gespielt, unter anderem bei der Inthronisierung von Königin Wilhelmina im Jahre 1898.

Königin Wilhelmina und Herzog Heinrich zu Mecklenburg 1905
Königin Wilhelmina und Herzog Heinrich zu Mecklenburg 1905

Das Wilhelmus besteht aus fünfzehn achtzeiligen Strophen. Bei Ereignissen von nationaler Bedeutung werden meist die erste und die sechste Strophe gesungen. Die Anfangsbuchstaben der fünfzehn Strophen bilden den Namen „Willem van Nassov“. Als Verfasser der Hymne gilt der Dichter und Diplomat Philip von Marnix, Herr von St. Aldegonde (um 1538-1598). Sie wurde während des Achtzigjährigen Kriegs zu Ehren von Prinz Wilhelm I. von Oranien, des Führers des Volksaufstandes gegen die spanische Herrschaft, geschrieben. Marnix von St. Aldegonde war Sekretär des Prinzen. Wilhelm I., auch Wilhelm der Schweiger genannt, ist der Stammvater des Hauses Oranien-Nassau.

Die älteste bekannte Aufzeichnung der Melodie des Wilhelmus stammt aus dem Jahre 1574. Sie ist einem um 1568 in Frankreich während der Belagerung der Stadt Chartres entstandenen Soldatenlied entlehnt. Die Melodie in der heutigen Form wurde 1626 von Adriaen Valerius in der heute noch sehr bekannten Liedersammlung Nederlandtsche Gedenck-clanck aufgezeichnet, die auf Initiative einer Dichterzunft aus Veere zustande gekommen war.

Quellenhinweise:

  • „Meyers Konversations-Lexikon“ 5. Auflage in 17 Bänden 1893 – 1897
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1906 – 1908
  • „Meyers Kleines Konversations-Lexikon“, 7. Auflage in 6 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1908

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