Altona, Rathaus

Altona

Altona in Schleswig-Holstein im Königreich Preußen, Stadtgeschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten.

Altona 168.301 Einwohner – 1905 = 23. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs.

Altona, Königstraße mit Stadttheater
Altona, Königstraße mit Stadttheater

Altona in Schleswig-Holstein im Königreich Preußen

Altona ist eine Stadt und Stadtkreis im Königreich Preußen, Provinz Schleswig-Holstein.

Hamburg, St. Pauli, Altona Stadtplan 1900 (Meyers Konversations-Lexikon 6. Auflage)
Hamburg, St. Pauli, Altona Stadtplan 1900 (Meyers Konversations-Lexikon 6. Auflage)

Die Stadt Altona liegt am rechten, hoch aufsteigenden Ufer der Elbe, mit der Ostseite unmittelbar an die Hamburger Vorstadt St. Pauli stoßend und 33 Meter über dem Meer. Unter den breiten, ziemlich regelmäßigen Straßen tritt besonders die mit vier Lindenreihen bepflanzte Palmaille hervor. Neben einer Anzahl zum Teil schöner Plätze dienen der Stadt namentlich auch schöne und wohlgepflegte Anlagen zur Zierde, oft mit herrlicher Aussicht auf die Elbe und das Land jenseits derselben.

Altona, Rathaus
Altona, Rathaus

Unter den zu gottesdienstlichen Zwecken bestimmten Gebäuden (9 evangelische, 2 katholische, eine Mennoniten- und eine Baptistenkirche, eine deutsche und eine portugiesische Synagoge) verdienen besonders die in den letzten Jahren entstandenen Beachtung, so die von Otzen erbaute Friedenskirche, die von Lorenzen erbaute Kreuzkirche und die von von Donner gestiftete, von Petersen erbaute Christuskirche.

Altona am Strand bei Neumühlen
Altona am Strand bei Neumühlen

Von anderen öffentlichen Gebäuden sind zu nennen das neue Rathaus am Kaiserplatz (an der Stelle des alten Hauptbahnhofs), das neue Museum, das Justizgebäude, das Stadttheater, der neue Hauptbahnhof, das Konzerthaus etc. An Denkmälern besitzt Altona ein Standbild Konrad von Blüchers († 1845), Oberpräsidenten von Altona, an der Palmaille, das Siegesdenkmal ebenda, das Kaiser Wilhelm I.-Reiterstandbild vor dem Rathaus, modelliert von Eberlein, ein Standbild Bismarcks, modelliert von Brütt, an der Königstraße, ein Denkmal zur Erinnerung an die 50jährige Feier der Erhebung Schleswig-Holsteins, in den Anlagen der Fritz Reuterstraße, den Stuhlmann-Brunnen, modelliert von Türpe, an der Kaiserstraße, den Bürgermeister Behn-Brunnen, an der Allee, das Kriegerdenkmal, an der Marktstraße etc.

Altona, Palmaille mit Siegesdenkmal
Altona, Palmaille mit Siegesdenkmal

Das Stadtgebiet wurde seit 1889 durch Einverleibung der angrenzenden Orte Ottensen, Ovelgönne, Othmarschen und Bahrenfeld erweitert. Im Jahr 1900 leben hier mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 31 und eine Abteilung Feldartillerie Nr. 45) 161.501 Einwohner, davon 151.728 Evangelische, 6668 Katholiken und 2006 Juden. Die Industrie ist bedeutend. Altona hat große Eisengießereien und Maschinenfabriken, Fabrikation von Eisen-, Blech- und Zinnwaren, Tabak, Zigarren, Seife, Öl, Wagenfett, Parfümerien, Kaffeesurrogaten, Fischkonserven, Eiweißpräparaten, Schokolade, Glas, Margarine etc., Holz-, Stein-, Papier- und Lederbearbeitung, Schiffbau, Dampfmühlen, Bierbrauerei und Spiritusbrennerei.

Altona, Königliche Eisenbahn Direktion
Altona, Königliche Eisenbahn Direktion

Der Handel, unterstützt durch die Elbe mit ihrem Weltverkehr, durch die Eisenbahnverbindungen (Altona ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Hamburg-Altona, Altona-Kiel u.a.), durch die Dampferverbindungen mit Hamburg, Harburg und anderen Orten an der Unterelbe, durch ein königliches Kommerz-Kollegium, eine Reichsbankstelle und zahlreiche Bankinstitute; die lebhafte Strom- und Seeschifffahrt etc. ist bedeutend und geht z. T. nach überseeischen Ländern. Die Reederei der Stadt zählte 1900: 22 Schiffe zu 1400 Registertonnen darunter 11 Hochseefischereidampfer.

Altona, Kriegerdenkmal
Altona, Kriegerdenkmal

Im Hafen von Altona liefen in demselben Jahr ein 1287 Seeschiffe (darunter 448 Dampfer) zu 164.889 Registertonnen. Es liefen aus 1296 Schiffe (darunter 446 Dampfer) zu 165.133 Registertonnen. Davon gingen nach anderen Elbhäfen 657 Seeschiffe. Die von den Seeschiffen eingeführten Waren hatten einen Wert von 70.366.364 Mark, die zur See ausgeführten Waren einen Wert von 34.263.188 Mark. Haupthandelsartikel sind Getreide, Mühlenfabrikate, Kaffee, Kakao, Tabak, Zucker, Wein, Spirituosen, Vieh, Heringe, Holz, Steinkohlen, Petroleum, Häute und Felle, Sesamöl, Ölkuchen, Lacke, Terpentinharze etc. Von Bedeutung ist auch der Fischhandel (in der Fischhalle Umsatz 1900: 2,1 Millionen Mark).

Altona, Bei der Friedenseiche mit Behnbrunnen
Altona, Bei der Friedenseiche mit Behnbrunnen

Dem Verkehr dienen eine elektrische Straßenbahn, die 1900 = 37,8 Millionen Personen beförderte, und ein ausgedehntes Fernsprechnetz (1900 = 1583 Sprechstellen). An öffentlichen Anstalten besitzt Altona ein Gymnasium (Christianeum), Realgymnasium, 2 Realschulen, Navigationsschule, Maschinenbauschule, Handwerker- u. Kunstgewerbeschule, Theater, Kunst- u. Gewerbehalle, Kunsthalle, Museum, Diakonissenanstalt, ein allgemeines Krankenhaus, 2 Kinderhospitäler, Entbindungsanstalt, Irren-Pflegeanstalt etc. Altona ist Sitz des Generalkommandos des IX. Armeekorps, des Stabes der 33. Infanterie-, 18. Kavallerie- u. 18. Feldartilleriebrigade, eines Hauptzollamts, der Provinzialsteuer- u. einer königlichen Eisenbahndirektion, eines Landgerichts, Amtsgerichts, des königlichen Oberfischmeisteramts für die Nordsee etc.

Altona, Elbberg
Altona, Elbberg

Die städtischen Behörden zählen 9 Magistratsmitglieder und 35 Stadtverordnete. Der städtische Etat für 1900/01 beläuft sich auf 11.735.670 Mark, die Schuld auf 30,7 Millionen Mark., denen 33 Millionen Mark an Aktiven gegenüberstehen. Das Stadtwappen besteht aus einem mit drei spitzen Türmen versehenen, an einem vorbeifließenden Strome gelegenen Stadttor. In der Umgegend sind sehenswert die schönen Parkanlagen in Blankenese, Dockenhuden, Nienstedten und Kleinflottbek, wohin die wegen ihrer landschaftlichen Schönheiten berühmte Elbchaussee führt. Der Landgerichtsbezirk Altona umfasst die 26 Amtsgerichte zu Ahrensburg, Altona, Bargteheide, Blankenese, Eddelack, Elmshorn, Glückstadt, Itzehoe, Kellinghusen, Krempe, Lauenburg, Marne, Meldorf, Mölln, Oldesloe, Pinneberg, Rantzau, Ratzeburg, Reinbek, Reinfeld, Schwarzenbek, Steinhorst, Trittau, Ütersen, Wandsbek und Wilster.

Altona, Hauptbahnhof
Altona, Hauptbahnhof

Altona (ursprünglich soviel wie Altwasser) war im 16. Jahrhundert ein in die Kirche von Ottensen eingepfarrtes Fischerdorf, das sich durch katholische Flüchtlinge aus Hamburg, Reformierte, Juden etc. schnell bevölkerte, kam 1640 unter dänische Herrschaft und wurde 1664 von Friedrich III. zur Stadt erhoben. Im Januar 1713 wurde Altona von dem schwedischen General Steenbock aus Rache für das von den Dänen eingeäscherte Stade fast ganz niedergebrannt, erholte sich jedoch bald wieder und wurde 1814 durch den Oberpräsidenten von Blücher vor der Einäscherung bewahrt.

Landkarte Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Bremen, Hamburg, Lübeck
Landkarte Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Bremen, Hamburg, Lübeck

Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg und dem Deutschen Krieg fiel Altona 1866 an das Königreich Preußen, wurde 1888 in das Zollvereinsgebiet aufgenommen und 1901 dort ein Freihafen eröffnet. Am 1. April 1938 wurde Altona gemäß dem Groß-Hamburg-Gesetz nach Hamburg eingemeindet.

Altona ist heute der westlichste der sieben Bezirke der Freien und Hansestadt Hamburg.

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
Reichsadler 1889-1918

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