Die Heimfahrt

Blauer Montag

Blauer Montag. Woher kommt die Redewendung am Montag blau machen?

Grad' aus dem Wirtshaus komm' ich heraus: O Jena wie wunderlich siehst du mir aus!
Grad‘ aus dem Wirtshaus komm‘ ich heraus: O Jena wie wunderlich siehst du mir aus!

Wir alle kennen die Redewendung vom „blau machen“. Die meisten von uns, vornehmlich in jungen Jahren, mussten auch schon einmal „blau machen“. „Blau machen“ steht umgangssprachlich für der Arbeit fernbleiben. Aber woher stammt eigentlich die Redewendung vom „Blauen Montag“ bzw. „blau machen“?

Der Heimweg
Der Heimweg

Einen häufigen Erklärungsversuch finden wir in der Arbeit der Färber, die sollen nämlich am Sonntag die Wolle bzw. Stoffe mit Waid und später mit Indigo blau gefärbt und am Montag zum trocknen aufgehängt haben. Somit hätten sie am Montag nichts zu tun gehabt und folglich auch nicht gearbeitet. Ganz schlüssig erscheint diese Erklärung allerdings nicht, da der „Blaue Montag“ unter allen Handwerker und Gesellen weit verbreitet war, sich keinesfalls nur auf die Färberinnung und hier nur auf die Blau-Färber beschränkte.

Wappen der Bleicher, Blau- und Schwarz-Färber
Wappen der Bleicher, Blau- und Schwarz-Färber

Die Kirche erklärt, der „Blaue Montag“ sei ursprünglich der Montag vor dem Anfang der Fastenzeit und werde so genannt, da mit diesem Tage der Altar blau (eigentlich violett) gekleidet wird. An diesem Montag hat man nicht gearbeitet, also „blau gemacht“. Auch diese Erklärung erscheint nicht ganz schlüssig, da dieser spezielle Montag nur einmal im Jahr stattfand und sicherlich nicht seine Popularität erklärt.

Frau Wirtin hat sie gut Bier und Wein? Wo hat sie ihr schönes Töchterlein?
Frau Wirtin hat sie gut Bier und Wein? Wo hat sie ihr schönes Töchterlein?

Eine ganz andere, menschliche oder besser sehr männliche Erklärung liefert uns „Pierer’s Universal-Lexikon“ aus Altenburg 1857, Band 2 auf Seite 865 unter dem Stichwort Blauer Montag: „…von den blauen Flecken, welche bei dem an solchen Tagen vorkommenden Unfug und Schlägereien davon getragen wurden.“ Der Blaue Montag ist bei den Handwerkern und Gesellen Mitte des 18. Jahrhunderts fast zum Gewohnheitsrecht geworden und so erscheint kaum einer am ersten Tag der Woche zur Arbeit. Da der Samstag damals ein ganz normaler Arbeitstag ist, beginnt erst danach das Wochenende.

Im Wirtshaus
Im Wirtshaus

Die jungen Burschen treffen sich mit ihren Mädchen im Tanzlokal, die reiferen Herren ziehen Kartenspiel und Kegeln im Wirtshaus vor. Der durchschnittliche Tagesverbrauch am Volksnahrungsmittel Nr. 1 – Bier liegt noch bei 3 Litern pro Person. Sonntägliche Raufereien und Schlägereien sind die Folge und im ganzen Land üblich. Dem „blau sein“ folgt also nun notgedrungen das „blau machen“. Nach diesem kurzen intensiven Wochenende ist kaum einer der Beteiligten in der Lage am Montag zu arbeiten. Immer wieder versuchte die Obrigkeit dem Treiben ein Ende zusetzen. So wurde der „Blaue Montag“ schon im Jahr 1771 durch ein Reichsgutachten offiziell abgeschafft und unter Strafe gestellt. 

Beim Raf'n (Raufen)
Beim Raf’n (Raufen)

Auch der preußische König Friedrich II. verwies nachdrücklich auf den wirtschaftlichen Schaden (und die damit verbundenen Steuermindereinnahmen) und schimpfte das Treiben als „Unfug, der Armuth bringet„. So recht daran gehalten haben sich die „Blaumacher“ bis heute nicht. Auch wurde der Samstag als Arbeitstag erst Mitte der 1960er Jahre in beiden Teilen Deutschlands abgeschafft. Der Montag als Arbeitstag gilt auch heute noch als gefährlich, so sollen an diesem Tag häufiger Arbeitsunfälle passieren. Auch in der Automobilbranche lebt der Begriff fort, einen mangelhaften Neuwagen bezeichnen wir sofort als Montagsauto.

Quellenhinweise:

  • „Pierer’s Universal-Lexikon“, Altenburg 1857
  • „Meyers Konversations-Lexikon“ in 24 Bänden Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1906
Tinte

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2 Kommentare

  1. „Den blauen Brief bekommen..“ kam mir spontan der Gedanke hierzu.

    Vielen lieben Dank für Ihre Arbeit.

    Es ist immer eine Freude bei „Ihnen“ vorbeizuschauen.

  2. Es gibt eine weitere Erklärung. Im Hochmittelalter gab es keinen s.g. steten Pfennig, sondern die Braketaten (kein Zins – und Zineszins) Währung. Diese hat in fast ganz Deutschland enormen Wohlstand gebracht. Es entstanden z.B. große Bauwerke und den Gesellen ging es finanziell sehr gut, so dass diese nur von Montag bis Sonnabend arbeiten mussten. Wer dazu mehr wissen möchte, dem kann ich nur das Buch „Die Humane Marktwirtschaft“ von Peter Haisenko empfehlen. Ich muss leider immer wider feststellen, dass die Menschen wenig Wissen zum Thema Geld und den sich daraus resultierenden Konsquenzen haben. Diese Konsquenzen hatten und haben auch einen großen Einfluss auf die Geschichte.

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