Klausenburg (Kolozsvár - Cluj), Mátyás király tér (König Mathias-Platz)

Siebenbürgen

Siebenbürgen, Geschichte in alten Ansichtskarten und zeitgenössischen Texten

Hauptstadt: Hermannstadt, Sitz des Landtages bis 1848: Klausenburg

Klausenburg (Kolozsvár - Cluj) - Szamos-híd környéke (Bereich der Szamos-Brücke)
Klausenburg (Kolozsvár – Cluj) – Szamos-híd környéke (Bereich der Szamos-Brücke)

Siebenbürgen (magyar. Erdély, „Waldland“, rumän. Ardealu, lat. Transsilvania, ehemaliges Großfürstentum Siebenbürgen (1765 – 1867)

Königreich Ungarn, Lage in der Donaumonarchie
Königreich Ungarn mit Siebenbürgen, Lage in der Donaumonarchie

Siebenbürgen (magyar. Erdély, „Waldland“, rumän. Ardealu, lat. Transsilvania), das Gebiet des ehemaligen Großfürstentums Siebenbürgen, das Land „jenseits des Königsteiges“, das seit 1867 vollständig mit Ungarn vereinigt ist und die östlich von den Komitaten Krassó-Szörény, Arad, Bihar und Szilágy sowie südlich von Szatmár und der Máramaros liegenden 15 ungarischen Komitate umfasst.

Königreich Ungarn, Peter J. Oestergaard G. m. b. H., Kartogr. Inst. Berlin, Zeit im Bild-Handatlas 1907
Königreich Ungarn, Peter J. Oestergaard G. m. b. H., Kartogr. Inst. Berlin, Zeit im Bild-Handatlas 1907

Wappen:

Das Wappen des mit Ungarn vereinigten ehemaligen Großfürstentums Siebenbürgen: Von Blau über Gold durch eine rote Binde geteilt. Oben ein wachsender schwarzer Adler von goldener Sonne und silbernem Halbmond beseitet. Unten sieben rote Burgen. Auf dem Schilde ruht die von Maria Theresia 1765 geschaffene Großfürstenkrone.

Siebenbürgen Wappen
Siebenbürgen Wappen

Landesfarben:

Die Flagge Siebenbürgens ist Blau, Rot, Gelb.

Siebenbürgen, Flagge
Siebenbürgen Flagge

Hauptstadt:

Hermannstadt (ehemalige Hauptstadt des Großfürstentums Siebenbürgen)

Hermannstadt (Nagyszeben - Sibiu), Stadtansicht
Hermannstadt (Nagyszeben – Sibiu), Stadtansicht

Sitz des Landtages:

Klausenburg (bis 1848)

Einwohner Siebenbürgens:

2.456.838 (mit Militär: 2.476.998) Einwohner (1901)

Lage:

Siebenbürgen, Karte 1900
Siebenbürgen, Karte 1900

Es grenzt im Osten an die Bukowina, im Osten und Süden an Rumänien und hat einen Flächenraum von 57.244 km² (1039,6 Quadratmeilen). Siebenbürgen ist ein zu dem Gebirgssystem der Karpaten gehöriges Hochland, das von Randgebirgen in beinahe quadratischer Form wallförmig umgeben ist. Der höchste Gipfel Siebenbürgens ist der Negoi (2536 m). Nach innen entsenden die Randgebirge zahlreiche und vielverzweigte Bergreihen mit meist engen und kurzen Tälern, und nur die Täler der Hauptflüsse erweitern sich stellenweise beckenartig; so im oberen und mittleren Lauf der Maros, wie z. B. bei Maros-Vásárhely und das schöne Hátszeger Tal (500 m ü. M.), die fruchtbaren Ebenen bei Hermannstadt, des Alt bei Csikszereda, Kronstadt und von Reps bis zum Rotenturmpaß, das prächtige Burzenland und das Szamostal bei Bistritz und Deés.

Kronstadt (Brassó - Brașov), Domkirche
Kronstadt (Brassó – Brașov), Domkirche

Die tiefsten Punkte (im westlichen Marostal) haben noch immer eine Seehöhe von über 160 m. Charakteristisch sind die ungeheuren Spalten, welche die Berge mitunter senkrecht teilen (Tordaer Spalte). Fast völlig in der Mitte des Landes liegt die Mezöség (Siebenbürgische Heide, rumän. Kimpia), ein etwa 6000 km² großes, fruchtbares Hügelland von 90 km Lange und 75 km Breite. Hauptfluss ist die das Land in einem Bogen durchströmende Maros mit dem Großen und Kleinen Arany os, dem Großen und Kleinen Kokel (Küküllö) und dem Strel; ferner die Szamos mit dem Lápos und der Bistritz und die Aluta. Im Westen entspringt auch die Körös, an der Ostseite die Goldene Bistritz, die in den Sereth fließt, und im Süden der Schyl (Jiulu) und der Vodza, die nach Rumänien enteilen. Siebenbürgen besitzt in den Karpaten etwa 90 kleine Seen (Meeraugen) und ist besonders reich an Mineral- und Heilquellen (Algyógy, Baasen, Borszék, Elöpatak, Homoród, Kovászna, Málnás, Rodna, Szováta, Tusnád, Zaizón etc.). Die beträchtliche Meereshöhe und die hohen Randgebirge bewirken, dass das Klima trotz der südlichen Lage ziemlich rau ist. Kronstadt hat 7,7°, Klausenburg 9° und Hermannstadt 8,7° mittlere Jahrestemperatur. Trotz schneller Temperaturwechsel ist das Klima im ganzen gesund.

Nationalitäten und Religion Siebenbürgens

Ungarn, Galizien und Bukowina, Nationalitäten- und Sprachen-Karte 1900 (Prof. Hickmann's geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)
Ungarn, Galizien und Bukowina, Nationalitäten- und Sprachen-Karte 1900 (Prof. Hickmann’s geographisch-statistischer Taschenatlas von Österreich-Ungarn)

In Bezug auf Nationalität und Religion zeigt das siebenbürgische Gebiet Ungarns die größte Mannigfaltigkeit. Von der 1901 ermittelten Bevölkerung von 2.456.838 (mit Militär: 2.476.998) Einwohner entfallen:

  • 1.397.282 (56 %) Rumänen
  •   814.994 (33 %) Magyaren (Ungarn)
  •   233.019 (9,4 %) auf Deutsche (meist Sachsen, 1143 aus den Rheingegenden angesiedelt).
Sächsische Bauern aus Hermannstadt/Siebenbürgen
Sächsische Bauern aus Hermannstadt/Siebenbürgen
Ungarische Mädchen, Siebenbürger Trachten
Ungarische Mädchen, Siebenbürger Trachten

Der Religion nach sind

  • 748.928 (30 %) Griechisch Orientalische,
  • 691.896 (27,9 %) Griechisch-Katholische,
  • 364.704 (14,7 %) Reformierte,
  • 331.199 (13,4 %) Römisch-Katholische,
  • 222.346 (9 %) Evangelische,
  •  64.494 (2,6 %) Unitarier und
  •  53.065 (2,2 %) Israeliten.
Szekler Paar, Siebenbürger Trachten
Szekler Paar, Siebenbürger Trachten
Sächsische Bauerntracht, Siebenbürger Trachten
Sächsische Bauerntracht, Siebenbürger Trachten

Auf 1 km² entfallen im Durchschnitt 43 Einwohner; die dünnste Bevölkerung weist das Komitat Csik auf (26 auf 1 km²). Die Rumänen sind im ganzen Land verbreitet, am meisten aber im Westen und Süden, wogegen die Magyaren meist im Westen und Osten zu finden sind. Die magyarischen Bewohner der östlichen gebirgigen Landesteile werden Székler genannt. Die Sachsen bedienen sich des Hochdeutschen als Schriftsprache, während sich die bei ihnen herrschenden Mundarten den mittel- und niederrheinischen Dialekten mit niederdeutschen Einflüssen nähern. Landwirtschaft, Viehzucht und Bergbau sind die wichtigsten Nahrungszweige der Einwohner. Dem Ackerbau und der Viehzucht widmen sich hauptsächlich die Magyaren und Székler, die Sachsen außerdem noch dem Weinbau. Die Rumänen treiben meist Viehzucht und pflanzen Mais. Siebenbürgen ist trotz seines Gebirgscharakters mit Ausnahme der höchsten kahlen Bergrücken sehr fruchtbar. Vom Areal entfallen 22,6 % auf Ackerland, 0,5 auf Weinland, 16,5 auf Wiesen und Gärten, 9,5 auf Weiden, 37,3 auf Wald, und 13,5 % sind unproduktiv. Der Weinstock gedeiht am besten an den Ufern der Maros und der beiden Kokel. Obst liefert Siebenbürgen in großer Menge, ebenso auch allerlei Farbhölzer, Alpen- und gewürzreiche Kräuter. Die ausgedehnten Grenzwaldungen bestehen aus Tannen und Buchen, im Innern meist aus Eichen und bieten besonders den Rumänen und Széklern Arbeit und Verdienst.

Klausenburg (Kolozsvár - Cluj), Szent Mihály templom (Michaelskirche)
Klausenburg (Kolozsvár – Cluj), Szent Mihály templom (Michaelskirche)

Wirtschaft

Das Tierreich zeigt ebenfalls eine große Mannigfaltigkeit. Das Hornvieh ist an Güte dem ungarischen gleich, Büffel werden meist nur als Zug- und Lasttiere benutzt; geschätzt ist die Milch der Büffelkühe. Die Pferdeausfuhr ist bei der starken Zucht sehr beträchtlich. Die Schafzucht wird lebhaft betrieben, und zwar besonders im südlichen Teil des Landes. Schweine werden in Menge gemästet. Von wilden Tieren gibt es Bären, Wölfe, Füchse, Wildschweine, Gämsen. Auch Seidenraupen werden, zumeist von den Sachsen, gezogen; die Bienenzucht ist sehr entwickelt, die Honig- und Wachsproduktion sowie die Ausfuhr beträchtlich. Der Mineralreichtum Siebenbürgens ist unerschöpflich. In Bezug auf Gold ist es nach Russland das reichste Land Europas. Das meiste Gold, das sich oft auch in Tellur (in Offenbánya) findet, wird hauptsächlich in den berühmten Bergwerken zu Nagyág (Szekeremb), Zalatna und Vöröspatak gewonnen. Außerdem wird auch von Zigeunern und Rumänen Gold aus dem Gerölle mehrerer Flüsse und Bäche gewaschen, so aus dem Aranyos, der Maros etc. Im ganzen beträgt der jährliche Gewinn über 2250 kg. Ferner findet sich Silber (über 2570 kg), Kupfer, Quecksilber, Eisen, Blei, Spießglanz, Schwefel, Arsenik, Vitriol, Alaun, Marmor, Edel- und Halbedelsteine, Kreide, Graphit und Porzellanerde. Die Steinkohlenlager sind außer dem von Petrozseny und jenen im Schyltal fast noch unbenutzt. Wichtig sind noch die Salzlager des Landes, die zu dem großen von Rumänien bis Wieliczka und Bochnia in Galizien reichenden Salzstock gehören. Man zählt an 30 Salzspuren, d. h. solche Orte, wo der Salzstock zutage ausstreicht. Die ergiebigsten Gruben sind die zu Maros-Ujvár, Torda, Parajd, Vizakna (Salzburg), Deés-Akna (Gesamtproduktion 1905: 996.364 metrische Zentner.).

Hermannstadt (Nagyszeben - Sibiu), Heltauergasse
Hermannstadt (Nagyszeben – Sibiu), Heltauergasse

Außerdem gibt es über 700 Salzquellen. Höchst merkwürdig sind die aus reinem Steinsalz bestehenden, mitunter gleich Basaltkegeln sich erhebenden Berge zwischen Szováta und Parajd. Die Industrie ist im Aufschwung begriffen. Die Fabrikindustrie liefert hauptsächlich Bier, Spiritus, Zucker, Glas, Kerzen, Mehl, Leder, Papier, Tuch, Ziegel, Marmor-, Ton- und Zündwaren etc. Gewöhnliche Haus-, vorzüglich Hanfleinwand wird in allen Dörfern des Landes, aber meist nur zum eignen Bedarf, erzeugt; Tücher und buntverzierte Handarbeiten werden besonders in Hermannstadt, Kronstadt, Heltau, Kalotaszeg und im Széklerland verfertigt. Bemerkenswert sind die Wasserkrüge aus seinem grauen Ton und die blasigen Trinkgefäße aus Alaunton. Der innere Verkehr ist ziemlich lebhaft. Der Handel mit Vieh, Butter, Käse etc. ist meist in den Händen rumänischer Gebirgsbewohner. Bauholz, Bretter, Schindeln etc. verführen besonders die Székler aus den Csiker und Háromszéker Gebirgen. Das Eisenbahn- und Telegraphennetz hat sich in jüngster Zeit sehr erweitert und erstreckt sich auch auf das Széklerland. Über den Pass Ghimes, dann bei Predeal und durch den Rotenturmpaß führen Bahnen nach der Moldau und Rumänien. Für den Unterricht wirken die Klausenburger Universität, mehrere reformierte und lutherische Kollegien, ferner 32 Gymnasien, 6 Realschulen, 9 theologische Anstalten und 13 Präparandien. 70 % der schulpflichtigen Kinder besuchen die Schule. Die größte Anzahl von Analphabeten (79 %) weist das Szolnok-Dobokaer Komitat auf.

Kronstadt (Brassó - Brașov), Graftpartie
Kronstadt (Brassó – Brașov), Graftpartie

Administrative Gliederung

Seit 1876 ist das siebenbürgische Gebiet Ungarns, das 27 Städte, 227 Märkte (Großgemeinden) und 2118 Dörfer (Kleingemeinden) mit zusammen 523.663 Wohnhäusern zahlt, in folgende 15 Komitate eingeteilt:

Komitate Siebenbürgens

  1. Bistritz-Naszód
  2. Csik
  3. Fogaras
  4. Großkokelburg
  5. Háromszék
  6. Hermannstadt
  7. Hunyad
  8. Klausenburg
  9. Kleinkokelburg
  10. Kronstadt
  11. Maros-Torda
  12. Szolnok-Doboka
  13. Torda-Aranyos
  14. Udvarhely
  15. Unterweißenburg
Klausenburg (Kolozsvár - Cluj), Franz Josef Straße
Klausenburg (Kolozsvár – Cluj), Franz Josef Straße

Geschichte Siebenbürgens

Als die ältesten Bewohner nennt Herodot die Agathyrsen; später entstand das Reich der Daker, auf dessen Trümmern Kaiser Trajan 101–107 n. Chr. die römische Provinz Dacien gründete. Schon 275 geriet Dacien in die Hand der Goten, dann der Hunnen, 452 in jene der Gepiden und schließlich in die der Avaren. Als die Magyaren eindrangen, war das dünnbevölkerte Land herrenlos. Die Árpádenkönige besetzten und kolonisierten es in längeren Zwischenräumen, zuerst Stephan I., dann Ladislaus I., der die Székler an den Ostmarken des Landes als „Grenzwächter“ ansiedelte. Aber erst die von Géza II. (1141–61) berufenen deutschen Kolonisten („Sachsen“ und „Flandrer“) besetzten den nordöstlichen Winkel, die Täler der beiden Kokel und die südlichen Gegenden, wo Hermannstadt und später Kronstadt aufblühten. Die Sachsen, deren Privilegien auch von Andreas II. (im Andreanum) bestätigt wurden, bildeten unter ihrem Comes (Sachsengraf) mit den Magyaren und Széklern die drei Nationen; über jene gebot als Stellvertreter des Königs der Woiwode (vajda), über letztere der Gespan (ispán). Die unter Andreas II. einwandernden Rumänen verblieben dagegen im Stande der rechtlosen Leibeigenen. Im Jahr 1427, dann 1459 schlossen die drei Nationen zum Schutz ihrer Freiheiten ein Schutz- und Trutzbündnis. Inzwischen begannen die Einfälle der Türken, die aber vom Woiwoden Johannes Hunyadi (1440-42) und den Feldherren des Matthias Corvinus (1479) tapfer abgewehrt wurden. Nach der Schlacht von Mohács huldigte Siebenbürgen seinem Woiwoden Joh. Zápolya als Fürsten, der unter der Oberhoheit Sultans Suleiman II. Siebenbürgen von Ungarn lostrennte. Nach Johanns Tode (1540) wurde der auf die Wiedervereinigung der beiden Länder hinzielende Vertrag von Großwardein (1538) hinfällig; erst jetzt organisierte der Vormund des minderjährigen Johann Siegmund, Martinuzzi, Siebenbürgen unter Mitwirkung der Stände auf den Reichstagen von Torda (1542 und 1544) als nationales Fürstentum. Im Jahr 1551 übergab Martinuzzi, durch den Eigennutz der Türken bewogen, das Land Ferdinand I. von Ungarn, der ihn aber bald darauf ermorden ließ, worauf die Stände 1556 Johann Siegmund samt seiner Mutter Isabella aus Polen zurückriefen. Unter seiner Regierung (1556-1571) wurden das evangelische, reformierte und unitarische Bekenntnis rezipiert und einander gleichgestellt.

Hermannstadt (Nagyszeben - Sibiu), Griechisch-orientalische Kathedrale
Hermannstadt (Nagyszeben – Sibiu), Griechisch-orientalische Kathedrale

Sabbatianer und Anabaptisten dagegen nicht geduldet. Von religiösen Verfolgungen blieb jedoch das Land vorläufig verschont. Der Pforte musste Siebenbürgen jährlich 10.000 Goldgulden Schutzgeld bezahlen. Von 1571 bis 1576 regierte Stephan Báthori, der dann zum König von Polen erwählt wurde. Ihm folgte sein Bruder Christoph und 1581 Sigismund Báthori, unter dem „die Türken- und Jesuitenzeit“ hereinbrach. Trotz Ausrottung der ständischen Opposition war der Anschluss an den Kaiser und König Rudolf nicht von Erfolg begleitet, hatte vielmehr Rachezüge der Türken und Tataren und interimistisch die Gewaltherrschaft der walachischen Woiwoden Michael und Radul zur Folge. Nach der vierten und endgültigen Abdankung Sigismunds gelangte Siebenbürgen abermals in die Gewalt des kaiserlichen Generals Basta, dessen Schreckensherrschaft Steph. Bocskai 1604 ein Ende bereitete. Zum Fürsten von Siebenbürgen erwählt, nötigte Bocskai Kaiser Rudolf zum Wiener Frieden (1606), der ihm außer Siebenbürgen die sogenannten  „Teile“ (Partes) und drei oberungarische Komitate sicherte. Ihm folgten Siegmund Rákóczi und Gabriel Báthori (1608–13). Nach dessen Ermordung erlebte Siebenbürgen unter Gabriel Bethlen (1613–29) und Georg Rákóczi I. (1629–48) seine Glanzzeit. Beide Fürsten erschütterten im Bunde mit den deutschen protestantischen Fürsten, mit Frankreich und Schweden während des Dreißigjährigen Krieges vom Osten aus die Machtstellung des Hauses Habsburg und vergrößerten einerseits im Frieden von Nikolsburg (1621) und Linz (1645) durch Erwerbung von sieben oberungarischen Komitaten ihre eigne Macht; anderseits sicherten sie auch Ungarn seine Verfassung und Religionsfreiheit. Mit Georg Rákóczi II. (1648–60) kamen wieder trübe Zeiten über Siebenbürgen. Die an Stelle des vom Sultan entthronten Georg ernannten oder erwählten Fürsten (Rhédei, Barcsai, Kemény) vermochten nicht Fuß zu fassen, und unter Michael Apafi (1661–90) ging es mit Siebenbürgen zur Neige.

Kronstadt (Brassó - Brașov), Millennium Arpad-Denkmal
Kronstadt (Brassó – Brașov), Millennium Arpad-Denkmal

Infolge der Wiedereroberung Ofens und Befreiung Ungarns vom Türkenjoch verlor das Fürstentum Siebenbürgen seinen Stützpunkt und Halt. Auf Grund des Vertrags von Blasendorf (1687) wurde es von kaiserlichen Truppen besetzt. Der (vorübergehende) Erfolg des von den Ständen zum Fürsten von Siebenbürgen erwählten Thököly bewog aber Leopold I., die Verfassung und Freiheiten der drei Nationen im Diploma Leopoldinum (1691) anzuerkennen. Siebenbürgen wurde aber nicht wieder Ungarn einverleibt, sondern als selbständiges Kronland der Leitung des Guberniums (später der siebenbürgischen Hofkanzlei in Wien) anvertraut. Der Sohn Apasis, Michael II., musste schon 1697 seiner Schattenwürde entsagen. 1703 huldigte auch Siebenbürgen zum Teil Franz Rákóczi II., wurde aber schon 1708 durch General Rabutin wieder zum Gehorsam gebracht. Maria Theresia erhob Siebenbürgen 1765 zum Rang eines Großfürstentums. Kaiser Joseph II. hob die Sonderrechte der drei Nationen auf und verursachte durch seine überhasteten Reformen den Aufstand der walachischen Hörigen unter Hora und Kloska (1784), dem mehrere tausend Adlige zum Opfer fielen. Kaiser Leopold II. stellte die alte Ordnung wieder her. Unter Kaiser Franz I. und Kaiser Ferdinand V. forderten auch hier die Stände liberale Reformen; die Magyaren und Székler unter Nik. Wesselényi wünschten auch die Union mit Ungarn, während die Sachsen dagegen waren. Nach Beginn der 1848er Bewegung beschloss der Klausenburger Landtag am 30. Mai die Union, die dann in den von Ferdinand V. am 11. April sanktionierten ungarischen Grundgesetzen ausgesprochen wurde. Als die Bischof Schaguna folgenden Rumänen ihre Anerkennung als vierte Nation nicht durchsetzen konnten und der Kommandierende von Siebenbürgen , General Puchner, auf Grund des kaiserlichen Reskripts vom 3. Oktober 1848 dem ungarischen Ministerium Batthyány den Gehorsam aufkündigte, entbrannte der Rassenkrieg. Die Walachen ergriffen unter Anführung des Advokaten Jan Kn die Waffen zur Unterstützung der Kaiserlichen und Vernichtung der Magyaren (Blutbad von Zalatna), und schon gegen Ende 1848 war fast ganz Siebenbürgen durch Puchner und den Korpsführer Urban der österreichischen Gewalt wieder unterworfen. Aber Bem gelang es, den größten Teil des Landes für die Ungarn zurückzuerobern. Als jedoch im Februar 1849 russische Hilfstruppen unter Lüders einrückten, musste Bem zuletzt vor der Übermacht nach dem Banat entweichen.

Klausenburg (Kolozsvár - Cluj), Keresk es Iparkamara (Handels- und Industriekammer)
Klausenburg (Kolozsvár – Cluj), Keresk es Iparkamara (Handels- und Industriekammer)

Durch die kaiserliche Reichsverfassung vom 4. März 1849 wurde zwar Siebenbürgen von Ungarn wieder getrennt und in die Reihe der anderen Kronländer eingereiht, verlor aber durch die Ende 1849 verfügte Aufhebung der Verfassung die historische Autonomie der drei Nationen. Die siebenbürgische Militärgrenze wurde 1851 aufgelöst und ihre Regimentsbezirke der Zivilverwaltung überwiesen. Mit dem Patent vom 20. Oktober 1860 brach auch für Siebenbürgen eine neue Ära an; zunächst wurde die alte Verfassung Siebenbürgens und die siebenbürgische Hofkanzlei erneuert. 1863 trat der nach einem neuen Gesetz gewählte Landtag in Hermannstadt zusammen und beschloss, die Februarverfassung anzuerkennen und den österreichischen Reichsrat zu beschicken. Jedoch schon unter Belcredi wurde 1865 das alte Wahlgesetz wieder hergestellt, welches das Übergewicht in Ungarn den Magyaren und Széklern in die Hände spielte, die nun die Union mit Ungarn beschlossen. Diese wurde durch königliches Reskript vom 17. Februar 1867 tatsächlich vollzogen, die siebenbürgische Hofkanzlei aufgehoben und im Juni der Sonderlandtag aufgelöst. Siebenbürgen wurde dem Mutterland einverleibt und ist seither durch 75 Abgeordnete im ungarischen Reichstag vertreten. Zugleich wurde die Verwaltung neu organisiert. Am 1. Januar 1868 wurde der oberste Gerichtshof in Klausenburg aufgehoben und das Land in 15 Komitate eingeteilt, wobei auch die Autonomie des sächsischen Königsbodens beseitigt wurde und 40.000 Rumänen zu Miteigentümern an dem sächsischen Nationalvermögen gemocht wurden. Das Nationalitätengesetz vom 29. November 1868 bestimmte, dass alle Bewohner der ungarischen Reichshälfte die einheitliche und unteilbare ungarische Nation bilden und die ungarische Sprache Staatssprache sein sollte. Damit setzte eine rücksichtslose Magyarisierung im ganzen Land ein, die zu vielen Ungerechtigkeiten gegen die Nationalitäten führten. Unter anderem bekamen so alle Ortschaften ausschließlich ungarische Namen. Seitdem sind die Magyaren bemüht, das Land durch Einführung der magyarischen Sprache in Amt und Schule zu magyarisieren; namentlich wurde das den Sachsen staatsrechtlich gewährleistete Partikularrecht Schritt für Schritt aufgehoben. Um 1900 versuchten sich die Rumänen der Magyarisierung energisch zu erwehren, was die ungarische Regierung seit dem Rücktritt Bánffys zu einer mildern Haltung gegen die Sachsen bewog. Die Kabinette Széll und Khuen-Héderváry fanden die Sachsen auf den Bänken der Regierungspartei. Vom Kampf des Parlaments gegen Fejérváry hielten sie sich abseits; nach Ernennung des Ministeriums Wekerle (im April 1906) traten sie in die zur Regierung haltenden Verfassungspartei ein, in der sie auch trotz Missbilligung des die Autonomie ihrer Schulen bedrohenden neuen Volksschulgesetzes verblieben. Letztere Vorlage wurde insbes. von den Rumänen bekämpft, die 1906 zum ersten Mal ihr Wahlrecht ausübten. Ihre Bedeutung wächst durch steigende Kopfzahl und materielles Fortschreiten. Am schlechtesten ist es um die Székler bestellt, was ihre starke Auswanderung nach Rumänien zur Folge hat.

Ungarn 896 - 1918
Ungarn 896 – 1918

Nach der Niederlange der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) sprachen sich die Rumänen Siebenbürgens am 1. Dezember 1918 in den Karlsburger Beschlüssen für die Vereinigung mit dem Königreich Rumänien aus. Die Volksversammlungen der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben entschieden sich im Jahr 1919 ebenfalls für die Vereinigung ihrer Gebiete mit Rumänien. Der Vertrag von Trianon besiegelte 1920 die 1918/19 erfolgten Gebietsabtrennung aus dem Königreich Ungarn. Ungarn musste damit völkerrechtlich verbindlich zur Kenntnis nehmen, dass zwei Drittel seines Territoriums Nachbar- und Nachfolgestaaten zufielen. Die ungarische Delegation unterschrieb den Vertrag unter Widerspruch am 4. Juni 1920.

Siebenbürgen ist heute ein Teil Rumäniens.

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Allgemeines Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, Wien 1902
  • „Andrees neuer allgemeiner und österreichisch-ungarischer Handatlas“, 1904
  • „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ 6. Auflage in 20 Bänden, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Österreichs Hort – Geschichts- und Kulturbilder aus den Habsburgischen Erbländern“, 1908
  • „Österreichische Bürgerkunde – Handbuch der Staats und Rechtskunde“ um 1910
  • „Mein Österreich – Mein Heimatland“ 1915
Königreich Ungarn Wappen

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Ein Kommentar

  1. In Siebenbürgen gab es keine conitate. Siebenbürgen war im Besitz der ungarische Könige aber nie Teil des ungarisches Königreiches. Admibistrativ gabs sog. STÜHLE.

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