Gera, Schloss Osterstein

Fürstentum Reuß jüngerer Linie

Das Fürstentum Reuß jüngerer Linie (1806-1918) in detaillierter Übersicht, Geschichte in alten Ansichtskarten.

Gera ist die Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums Reuß jüngerer Linie.

Gera, Schloss Osterstein
Gera, Schloss Osterstein

Fürstentum Reuß jüngerer Linie (Gera) 1806 – 1918

Fürstentum Reuß jüngere Linie, Landkarte
Fürstentum Reuß jüngere Linie, Landkarte

Reuß sind zwei souveräne deutsche Fürstentümer: Reuß älterer Linie (Reuß-Greiz) und Reuß jüngerer Linie (Reuß-Schleiz-Gera), deren Gebiet aus zwei getrennten Teilen besteht, wovon der nördliche (Unterland) an den preußischen Regierungsbezirk Merseburg, das Herzogtum Sachsen-Altenburg und das Großherzogtum Sachsen-Weimar grenzt, während der größere südliche Teil (Oberland) von Schwarzburg-Rudolstadt, dem preußischen Kreis Ranis, dem Großherzogtum Sachsen-Weimar, dem Königreich Sachsen, Bayern (Oberfranken) und dem Herzogtum Sachsen-Meiningen eingeschlossen wird.

Thüringische Staaten, Lage im Deutschen Reich
Thüringische Staaten, Lage im Deutschen Reich

Beide Fürstentümer Reuß gehören zu den Thüringischen Staaten.

Mitteldeutschland Thüringische Staaten (Oberstufen-Atlas für höhere Lehranstalten Gotha Justus Perthes 1914)
Mitteldeutschland Thüringische Staaten (Oberstufen-Atlas für höhere Lehranstalten Gotha Justus Perthes 1914)

Im allgemeinen ist das Land gebirgig, indem es von einem Teil des Thüringer Waldes (dem sogenannten Frankenwald) sowie von einem Teil des zwischen diesem und dem Erzgebirge befindlichen vogtländischen Mittelgebirges durchzogen wird. Die bedeutendsten Spitzen sind: der Sieglitz (747 m) und der Kulm (779 m). Die Hauptgewässer sind: die Saale mit der Selbitz, Lemnitz, Friesau, Wetterau und Sormitz im westlichen und die Weiße Elster mit der Göltzsch im östlichen Teile des Landes.

Landkarte Königreich Sachsen, Thüringische Staaten
Landkarte Königreich Sachsen, Thüringische Staaten

An der südlichen Grenze entspringt die Rodach, die zum Main geht. Das Oberland führt an zahlreichen Punkten Stahlquellen, von denen die in der Nähe von Lobenstein gefasst sind und Anlass zu der Begründung der dortigen Bade- und Heilanstalt gaben. Das Klima ist gemäßigt, um den Frankenwald etwas rau, in den Gegenden an der Saale und um Gera weit milder.

Gera, Kaiser Wilhelm-Denkmal und Zabelschule
Gera, Kaiser Wilhelm-Denkmal und Zabelschule

Die Fürstentümer Reuß haben einen Flächeninhalt von 1143,01 km² mit (1905) 215.187 Einwohner, wovon auf Reuß älterer Linie 316,3 km² mit 70.603 Einwohner, auf Reuß jüngerer Linie 826,71 km² mit 144.584 Einwohner kommen. Reuß älterer Linie zählt 2 Städte, 2 Marktflecken und 71 Dörfer, Reuß jüngerer Linie 6 Städte, 4 Marktflecken und 163 Dörfer. Städte mit über 10.000 Einwohner sind Greiz (23.118) und Gera (46.909). 1905 waren von den Einwohnern 209.189 evangelisch, 4011 katholisch, 1613 andere Christen, 344 Juden und 30 anderen Bekenntnisses. In Ebersdorf besteht eine Herrnhutergemeinde von 150 Seelen. Die Volksbildung steht auf hoher Stufe. Es bestehen in den Fürstentümern außer guten Volksschulen 2 Seminare (Schleiz und Greiz), 3 Gymnasien (Gera, Greiz und Schleiz), ein Realgymnasium, 2 höhere Töchterschulen, eine Handelsschule (Gera), eine Bauschule und eine Taubstummenanstalt (Schleiz), eine landwirtschaftliche Lehranstalt (Köstritz) und verschiedene Privatlehranstalten.

Gruß aus Gera, Johanniskirche, Hauptpostamt, Zabel'sche höhere Töchterschule, Hauptbahnhof
Gruß aus Gera, Johanniskirche, Hauptpostamt, Zabel’sche höhere Töchterschule, Hauptbahnhof

Wappen

Das Wappen beider Fürstentümer hat vier Felder, in deren erstem und viertem ein rot gekrönter, goldener, doppelt geschwänzter Löwe in Schwarz (wegen Reuß), in deren zweitem und drittem ein goldener Kranich in Silber (wegen Kranichfeld); der Schild ist mit drei Helmen bedeckt und wird von zwei Löwen gehalten, die bei Reuß ältere Linie golden, bei Reuß jüngere Linie schwarz-silbern sind. Die Devise, auf blauem Bande, lautet: „Ich bau auf Gott„.

Fürstentum Reuß jüngerer Linie, Großes Staatswappen
Fürstentum Reuß jüngerer Linie, Großes Staatswappen

Landesfarben Reuß jüngerer Linie:

Die Flagge des Fürstentums Reuß jüngerer Linie ist Schwarz, Rot und Gelb, entsprechend den alten Reichsfarben (siehe Deutschlands Fahnen).

Fürstentum Reuß jüngerer Linie, Flagge
Fürstentum Reuß jüngerer Linie, Flagge

Bundesrat:

1 Stimme

Reichstag:

1 Wahlkreis und 1 Abgeordneter

Landesparlament des Fürstentums Reuß jüngerer Linie:

16 Abgeordnete.

Im Fürstentum Reuß jüngerer Linie ist der Landtag zusammengesetzt aus dem fürstlichen Besitzer des Reuß-Köstritzer Paragiums (Abfindung nachgeborener Prinzen mit Liegenschaften, Landbesitz) oder dessen Vertreter, aus 3 Abgeordneten der Höchstbesteuerten und aus 12 auf drei Jahre direkt gewählten Abgeordneten der übrigen Bevölkerung.

Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums Reuß jüngerer Linie:

Gera – 46.910 Einwohner (1905) – 88. Platz der größten Städte des Deutschen Reichs, Ebersdorf ist Sommerresidenz

Gera, Stadtansicht
Gera, Stadtansicht

Größe des Fürstentums Reuß jüngerer Linie:

826,7 km²

Gerichtsorganisation (1881):

Für Thüringen besteht ein gemeinsames Oberlandesgericht in Jena. Das Fürstentum Reuß jüngerer Linie hat gemeinschaftlich mit dem Kreis Neustadt des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach ein Landgericht zu Gera und Amtsgerichte in Gera, Hirschberg, Hohenleuben, Lobenstein und Schleiz.

Einwohner:

  • 1871:   89.032
  • 1875:   92.375
  • 1880: 101.330
  • 1905: 144.570

Klima:

Mild

Hirschberg an der Saale
Hirschberg an der Saale

Gewässer:

Durchflossen von Elster (Gera) und die Saale zwischen Schleiz und Lobenstein.

Bewohner:

Thüringer. Ursprünglich lebten hier slawische Sorben, die sich später mit thüringischen und fränkischen Siedlern vermischten.

Deutsche Stämme nach Sprachgebieten (1918)
Deutsche Stämme nach Sprachgebieten (1918)

Bevölkerungsdichte:

174,9/km²

Religion:

Angaben aus dem Jahr 1905 für beide reußischen Fürstentümer

  • 209.189 Evangelisch
  •     4011 Römisch-katholisch
  •     1613 sonstige Christen
  •      344 Juden
  •       30 andere Bekenntnisse

In Ebersdorf besteht eine Herrnhutergemeinde von 150 Seelen.

Hohenleuben, Ruine Reichenfels, Altertums-Museum, Steinernes Kreuz
Hohenleuben, Ruine Reichenfels, Altertums-Museum, Steinernes Kreuz

Militär

1881:

Das Fürstentum Reuß jüngerer Linie gehört zum Ersatzbezirk des IV. Armeekorps. Garnisonstadt ist: Gera – Infanterie 96,2 und Landwehr 96,2.

1905:

In militärischer Hinsicht bilden die Truppen der beiden Reuß mit denen von Schwarzburg-Rudolstadt das 7. thüringische Infanterieregiment Nr. 96, das der 38. Division des 11. preußischen Armeekorps (Kassel) zugewiesen ist. In Gera befindet sich der Regimentsstab und außerdem ist dort ein Bataillon dieses Regiments stationiert, von dem allmonatlich ein kleines Detachement (Truppenabteilung) nach Greiz abgeschickt wird.

Lobenstein, Blick vom Inselfelsen
Lobenstein, Blick vom Inselfelsen

Wirtschaft:

Die reußischen Fürstentümer gehören zu den industriereichsten Gebieten Deutschland. Obgleich die reußischen Lande wegen ihrer gebirgigen Beschaffenheit die Landwirtschaft nicht zu begünstigen scheinen, so wird diese doch mit großer Sorgfalt betrieben.

Postwesen und Briefmarken:

Gemäß der Aufstellung der Generalverordnung vom 30. Dezember 1861 besorgte die Thurn und Taxissche Post auf Grund von Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815 den Postdienst bis zum 30. Juni 1867 im Fürstentum Reuß jüngerer Linie. Ab 1. Juli 1867 übernahm die preußische Post den Postdienst.

1/4 Silbergroschen, Thurn und Taxis mit Währung Taler
1/4 Silbergroschen, Thurn und Taxis mit Währung Taler

Das gesamte preußische Postwesen ging am 1. Januar 1868 auf den Norddeutschen Bund (Norddeutscher Postbezirk) über. Die Reichsverfassung vom 16. April 1871 bestimmte u.a. dass die unmittelbare Posthoheit, mit Ausnahme des inneren Verkehrs im Königreich Bayern und im Königreich Württemberg, dem Deutschen Reich zusteht.

Währungen und Münzen:

  • bis 1875: 1 Taler = 30 Groschen = 360 Pfennige
  • ab 1875: 1 Mark = 100 Pfennig
Reuß j. L. 1 Pfennig 1868
Reuß j. L. 1 Pfennig 1868
Reuß j. L. 1 Silbergroschen 1855
Reuß j. L. 1 Silbergroschen 1855
Reuß j. L. 1 Taler 1862
Reuß j. L. 1 Taler 1862
Reuß j. L. 2 Mark 1884
Reuß j. L. 2 Mark 1884
Reuß j. L. 20 Mark 1881
Reuß j. L. 20 Mark 1881

Regenten:

Fürsten von Reuß jüngerer Linie 1853 – 1918
regierendes Fürstenhaus: Ahnherr Erkenbert von Weida (um 1120), Stammvater Heinrich der Jüngere (geb. 1530)

Fürsten Reuß jüngere Linie:

  • 1818 – 1854 Fürst Heinrich LXII. (1785 – 1854)
  • 1854 – 1867 Fürst Heinrich LXVII. (1789 – 1867), 1820 Hochzeit mit Prinzessin Adelheid von Reuß-Ebersdorf
  • 1867 – 1913 Fürst Heinrich XIV. (1832 – 1913), 1858 Hochzeit mit Prinzessin Agnes von Württemberg (1835-1886)
  • 1913 – 1918 Fürst Heinrich XXVII. (1858 – 1928), ab 1908 in Regentschaft, 1884 Hochzeit mit Elise zu Hohenlohe-Langenburg
Fürst Heinrich XIV. Reuss j.L., Regent von Reuss ä.L.
Fürst Heinrich XIV. Reuss j.L., Regent von Reuss ä.L.
Heinrich XXVII. von Reuß und Elise, geb. Prinzessin zu Hohenlohe-Langenburg
Heinrich XXVII. von Reuß und Elise, geb. Prinzessin zu Hohenlohe-Langenburg
Prinz Heinrich XXXIII. von Reuß j.L.
Prinz Heinrich XXXIII. von Reuß j.L.
I.D. Erbprinzessin Elise Reuss j.L., I.D. Prinzessin Feodora, Sr.D. Heinrich XLIII., Sr.D. Heinrich XLV. Reuss j.L.
I.D. Erbprinzessin Elise Reuss j.L., I.D. Prinzessin Feodora, Sr.D. Heinrich XLIII., Sr.D. Heinrich XLV. Reuss j.L.

Administrative Gliederung des Fürstentums Reuß jüngerer Linie:

Das Fürstentum Reuß jüngerer Linie besteht aus den Gebieten von Gera und SchleizLobenstein und einer zwischen Altenburg und Weimar gelegenen Exklave. Es gliedert sich in die Landratsämter Gera und Ebersdorf. Das Fürstentum besteht aus 6 Städten, 4 Marktflecken und 163 Dörfer.

  • Landratsamt Gera mit einer Fläche von 283 km² und 99.594 Einwohnern (Jahr 1900), umfasst die Gemeinden: Gera, Bethenhausen (nur teilweise zu Reuß jüngerer Linie, der andere Teil gehört zum Herzogtum Sachsen-Altenburg), Bieblach, Caaschwitz, Caasen, Collis, Cretzschwitz, Culm (Reuß), Debschwitz, Dorna (nur teilweise zu Reuß jüngerer Linie, der andere Teil gehört zum Herzogtum Sachsen-Altenburg), Dürrenebersdorf, Ernsee, Frankenthal, Geißen, Gleina, Gorlitzsch, Göttendorf, Groitschen, Großaga, Großsaara, Grüna, Harpersdorf, Hartmannsdorf, Hermsdorf, Hirschbach, Hirschfeld (nur teilweise zu Reuß jüngerer Linie, der andere Teil gehört zum Herzogtum Sachsen-Altenburg), Hohenleuben, Hundhaupten (nur teilweise zu Reuß jüngerer Linie, der andere Teil gehört zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach), Kaimberg, Kaltenborn, Kleinaga, Kleinfalke, Kleinsaara, Köstritz, Kraftsdorf (nur teilweise zu Reuß jüngerer Linie, der andere Teil gehört zum Herzogtum Sachsen-Altenburg), Laasen, Langenberg, Langengrobsdorf, Langenwetzendorf, Lessen, Leumnitz, Lichtenberg, Lusan, Milbiz, Mühlsdorf, Nauendorf, Negis, Neuärgerniß, Niederböhmersdorf, Niederndorf, Oberröppisch, Otticha, Pforten, Pohlen, Pohlitz, Pöllwitz (nur teilweise zu Reuß jüngerer Linie, der andere Teil gehört zum Fürstentum Reuß älterer Linie), Pörsdorf (nur teilweise zu Reuß jüngerer Linie, der andere Teil gehört zum Herzogtum Sachsen-Altenburg), Reichenbach, Roben, Roschütz (nur teilweise zu Reuß jüngerer Linie, der andere Teil gehört zum Herzogtum Sachsen-Altenburg), Rubitz, Rüdersdorf (nur teilweise zu Reuß jüngerer Linie, der andere Teil gehört zum Herzogtum Sachsen-Altenburg), Rusitz, Scheubengrobsdorf, Schöna, Schwaara, Seifarthsdorf (nur teilweise zu Reuß jüngerer Linie, der andere Teil gehört zum Herzogtum Sachsen-Altenburg), Seligenstädt, Söllmnitz, Steinbrücken, Stublach, Stübnitz, Thieschitz, Tinz, Töppeln, Trebnitz, Triebes, Untermhaus, Waaswitz, Waltersdorf, Weißendorf, Weißig, Wernsdorf, Windischenbernsdorf, Wüstfalke, Zeulsdorf, Zschippach, Zschippern, Zwötzen
  • Landratsamt Schleiz mit einer Fläche von 544 km² und 39.616 Einwohnern (Jahr 1900), umfasst die Gemeinden: Schleiz, Altengesees, Blankenstein, Blintendorf (nur teilweise zu Reuß jüngerer Linie, der andere Teil gehört zum Königreich Preußen), Burkersdorf, Dittersdorf, Dobareuth, Dragensdorf, Dürrenbach, Brüdergemeinde Ebersdorf, Ebersdorf, Eliasbrunn, Frankendorf, Frössen, Gahma, Gebersreuth, Göritz, Görkwitz, Göschitz, Göttengrün, Gräfenwarth, Grumbach, Harra, Heinersdorf, Helmsgrün, Hirschberg, Karolinenfield, Kießling, Kirschkau, Kleinwolschendorf, Künsdorf, Kulm, Langenwolschendorf, Langgrün, Leitlitz, Lerchenhügel, Lichtenbrunn, Lobenstein, Löhma, Lössau, Lothra, Lückenmühle, Mielesdorf, Mödlareuth (nur teilweise zu Reuß jüngerer Linie, der andere Teil gehört zum Königreich Bayern), Neundorf, Oberböhmsdorf, Oberkoskau, Oberlemnitz, Oettersdorf, Oschitz, Oßla, Pahren, Pirk, Pöritzsch, Pörmitz, Pottiga, Raila, Rödersdorf, Rothenacker, Röttersdorf, Ruppersdorf, Saalburg, Saaldorf, Schilbach, Schlegel, Schönbrunn, Seibis, Seubtendorf, Spielmes, Stelzen (nur teilweise zu Reuß jüngerer Linie, der andere Teil gehört zum Königreich Sachsen), Tanna, Tegau, Thierbach, Thimmendorf, Titschendorf, Ullersreuth, Unterkoskau, Unterlemnitz, Venzka, Weckersdorf, Weitisberga (nur teilweise zu Reuß jüngerer Linie, der andere Teil gehört zum Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt), Wernsdorf, Willersdorf, Wurzbach, Zollgrün

Gera, die Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums Reuß j.L., war damals die größte Stadt der Thüringischen Staaten. Erfurt, die jetzige Landeshauptstadt und jetzige größte Stadt des Freistaates Thüringen, gehörte damals noch zum Königreich Preußen. In Schleiz war von 1869 bis 1876 einer der bedeutendsten Germanisten, der Reformator der deutschen Schriftsprache, Dr. Konrad Duden, tätig. Der „Duden“ trat von Schleiz aus seinen Siegeszug durch den gesamten deutschsprachigen Raum an. Ebersdorf ist die Sommerresidenz der Fürsten Reuß, für die Barlach ein bekanntes Grabmal auf dem Friedhof geschaffen hat.

Schleiz, Inneres der Bergkirche
Schleiz, Inneres der Bergkirche

Geschichte Reuß jüngerer Linie:

Deutschland vor der zweiten (der ostgermanischen) Wanderung
Deutschland vor der zweiten (der ostgermanischen) Wanderung

Ahnherr des Hauses Reuß ist Erkenbert, Herr von Weida (um 1122). Der deutsche Kaiser Heinrich VI., nach dem die männlichen Nachkommen angeblich den Namen Heinrich führen, verlieh dem Hause die Reichsvogteien Plauen (1569 an Kursachsen), Weida (1411 an Meißen) und Gera. Heinrich, Vogt von Plauen († vor 1296), erhielt infolge seiner Heirat mit der Tochter einer russischen Fürstin den Beinamen „Reuß“ (deutsches Wort für Russe), der seinen Nachkommen blieb.

Völker Mitteleuropas nach 476
Völker Mitteleuropas nach 476

Die Vorfahren des reußischen Fürstenhauses waren im 12. Jahrhundert kaiserliche Vögte im Sorbenland (Vogtland) und wurden allmählich selbstständig. Ihr Gebiet war einst erheblich größer und umfasste auch Plauen und Hof mit. 1564 teilten die Reußen ihr Herrschaftsgebiet in die Linien Obergreiz – mittlerer Linie Reuß, in Untergreiz – älterer Linie Reuß und in Gera – jüngerer Linie. Im Jahre 1616 starb die mittlere Linie Reuß aus und deren Gebiet wurde auf die beiden anderen Linien aufgeteilt. 1778 erfolgte die Ernennung zum Reichsfürsten für Reuß älterer Linie und 1790 bzw. 1806 für die Vertreter von Reuß jüngerer Linie. Alle Fürsten und Prinzen des Hauses Reuß führen den Namen Heinrich, wobei die ältere Linie alle hintereinander bis hundert, die jüngere bis zum Ende eines Jahrhunderts fortzählt und dann von vorne anfängt. Im Aussterben der einen Linie fällt das Land an die andere.

Tanna, Partie bei der Kirche
Tanna, Partie bei der Kirche

Im Deutschen Krieg von 1866 hielt sich Reuß jüngerer Linie neutral, trat aber schon am 26. Juni 1866 durch freiwilligen Vertrag mit Preußen dem in Aussicht genommenen Norddeutschen Bund bei. 1867 ging infolge einer Konvention die Militärhoheit auf Preußen über. 1871 wurde das Fürstentum Reuß jüngerer Linie ein Bundesstaat des Deutschen Reichs. 1902 übernahm Fürst Heinrich XIV. die Regentschaft über das Fürstentum Reuß älterer Linie. Am 1. Juli 1905 trat ein Erbschafts- und Schenkungssteuergesetz in Kraft und 1906 wurde die preußische Lotterie ausschließlich zugelassen.

Thüringen 1920-1933
Thüringen 1920-1933

1920 schlossen sich die zu „Freien Volksstaaten“ gewordenen Staaten Thüringens gegen den Wunsch Preußens zum Land Thüringen mit Weimar als Hauptstadt zusammen. 1990 erfolgte die Neugründung des Freistaates Thüringen mit Erfurt als Landeshauptstadt.

Deutsche Bundespost 1994 Thüringen
Deutsche Bundespost 1994 Thüringen

Der Freistaat Thüringen aktuell:

Der heutige Freistaat Thüringen mit der Landeshauptstadt Erfurt besteht aus

Bildergalerie

Quellenhinweise:

  • „Harms Vaterländische Erdkunde“ 1906
  • „Andree’s Handatlas“, 1881 und 1914
  • „Das Deutsche Reich – Vaterlandskunde“, Prof. Dr. J.W. Otto Richter, Verlag Otto Spamer Leipzig, Zweite Auflage, ca. 1890
  • Prof. A. L. Hickmann’s Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutsches Reichs, Leipzig und Wien 1897
  • „Die Heere und Flotten der Gegenwart – Deutschland“, 1898
  • „Spamers Großer Hand-Atlas“ Leipzig, 1900
  • „Großes Lehrbuch der Geographie“ E. von Seydlitz, Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau, 1902
  • „F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas“, Verlag von Velhagen & Klasing, 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“, 1906
  • „Post-Taschen-Atlas von Deutschland nebst Ortsverzeichnis“, Th. Pfuhl, Berlin, 1906
  • „Meyers Konversations-Lexikon“ Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1905-1911
  • „Kleine Deutsche Staatskunde“, E. Stutzer – Dresden und Berlin, 1910
  • „Deutschland als Weltmacht – Vierzig Jahre Deutsches Reich“ Berlin, 1911
  • „Petzolds Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches“, Band 1 und 2, Bischofswerda (Sachsen), 1911
  • „Oberstufen-Atlas für höhere Lehranstalten“ Gotha Justus Perthes 1914

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